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Zu günstig? Typische Oster-Süßigkeiten aus dem Supermarkt. © Gerlach/diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Deutsche Diabetes-Hilfe: Zuckersteuer-Test für Osterhasen

  • 01.04.2015
  • News
  • Redaktion

In Europa wird inzwischen immer öfter über die Einführung einer Fett- und Zuckersteuer nachgedacht. Doch hilft ein höherer Preis durch Steuer wirklich, um entsprechende Lebensmittel in den Regalen zu reduzieren und Adipositas und Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 einzudämmen? Die Deutsche Diabetes-Hilfe hat den Praxistest gemacht und Ostersüßigkeiten besteuert.

Süßigkeiten sind in Deutschland heute so billig wie in keinem anderen europäischen Land1 und sie sind in großer Fülle verfügbar. Zum Osterfest 2015 werden allein 213 Mio. Schokohasen produziert2.

Erfolgreiche Beispiele für Zucker- und Fettsteuern können inzwischen einige Länder vorweisen, die meisten besteuern den Zuckergehalt in Softdrinks3. Finnland, Dänemark, Ungarn und Mexico haben auch Erfahrungen mit Steuern auf Süßigkeiten und/ oder gesättigte Fette oder Fastfood. Finnland erhebt eine Steuer auf Süßigkeiten in Höhe von 95 Cent/ kg Süßigkeit oder Speiseeis3.

In Dänemark konnte festgestellt werden, dass eine Besteuerung gesättigter Fette (2,14 Euro/ kg) und von Süßigkeiten pro Prozent Preiserhöhung zu einem Konsumrückgang um rund 0,35 bzw. 0,3 Prozent führte4. International wird eine Steuererhöhung empfohlen, die den Endverbraucherpreis um mindestens 20 Prozent erhöht. 

Bis zu 60 Cent Steueraufschlag

Für einen Praxistest kaufte "diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe" typische Ostersüßigkeiten* in einem Supermarkt und in einem Discounter (siehe Tabelle unten). Anschließend wurden in sieben Modellrechnungen verschiedene Verbrauchssteuern angewandt, um so zu neuen Endpreisen pro Packung zu erhalten. 

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Osterleckereien durch eine zusätzliche Besteuerung je nach Modellrechnung in der Größenordnung von 6 bis 60 Cent pro Packung mehr kosten würden. Natürlich könnten Verbraucher die Steuer umgehen, indem sie auf preiswertere Marken umsteigen, so die Deutsche Diabetes Hilfe. Marken-Schokohasen sind pro 100 g um ein Sechsfaches teurer als ein „No name“-Produkt (= plus 600 Prozent, s. Produktbeispiele 1 und 2 in Tab. unten).

Steuer kann sensibilisieren

„Es wird den Menschen heute leicht gemacht, Süßigkeiten mit Grundnahrungsmitteln zu verwechseln und sich daran satt zu essen. Das ist ein falscher Umgang mit Süßigkeiten. Eine Steuer- und damit Preiserhöhung erinnert Menschen daran, dass Süßigkeiten eher der Nachtisch und kein Ersatz für Hauptmahlzeiten sein sollten. Trotzdem hat jeder natürlich weiterhin die freie Wahl, sich für den Verzehr von Süßigkeiten in beliebiger Menge zu entscheiden“, erläutert Privatdozent Dr. Erhard Siegel, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

* Willkürliche Produktauswahl, Produkte gekauft bei Edeka und Lidl, Preise können in anderen Märkten derselben Ketten oder in anderen Verkaufsstellen abweichen.

© diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
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Weitere Informationen:

www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

Pressetext

Quellen:
1. AID, Tagungsbericht März 2015 (Lobitz, Rüdiger): Deutschland bleibt Europas „Süßwaren-Billigland“ – Trends 2015

2. Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (26.03.15)

3. World Cancer Research Fund: The Nourishing Framework

4. European Diabetes Leadership Forum 2012: Vortrag des Dänischen Steuerministers Torbjörn Christensen

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