© MarkRubens/iStock/Thinkstock
© MarkRubens/iStock/Thinkstock

Westafrika: Forscher entschlüsseln hohe Retinol-Werte im Blut

  • 01.07.2015
  • News
  • Redaktion

Ghanaer, die unter hohem Blutdruck sowie Diabetes mellitus Typ 2 leiden, haben einen vergleichsweise höheren Spiegel des Vitamin-A-Markers Retinol im Blut als nicht erkrankte Personen. Dies zeigt ein internationales Forscherteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und von der Universität Potsdam. Aufschluss gibt unter anderem die Nierenfunktion der Studienteilnehmer.

Paradoxerweise ist die afrikanische Bevölkerung südlich der Sahara laut DIfE nicht nur von Mangelernährung, sondern zunehmend auch von Übergewicht-assoziierten Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus Typ 2 betroffen. Die Ursachen hierfür liegen nach Meinung der Ernährungswissenschaftler vermutlich in den veränderten Lebens- und Umweltbedingungen. So ist die heutige Ernährung der städtischen Bevölkerung Ghanas zwar oft kalorienreich, aber eher einseitig. Daher können auch übergewichtige Erwachsene unter einem Vitamin-A-Mangel leiden, der unter anderem das Immunsystem und das Sehvermögen beeinträchtigt.

Um die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 und Vitamin-A-Status in einer Bevölkerungsgruppe Ghanas zu erforschen, untersuchten die Wissenschaftler 1.219 größtenteils weibliche Studienteilnehmer um die 50. Von diesen waren 197 an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt, 354 von Bluthochdruck betroffen und 340 Personen litten an beiden Krankheiten. Neben verschiedenen klinischen Parametern, wie zum Beispiel dem Retinol-Wert im Blut, überprüften die Wissenschaftler auch die Körpermaße der Teilnehmer und ermittelten zudem ihre Vitamin-A-Zufuhr mit Hilfe von Fragebögen.

Eingeschränkte Nierenfunktion führt zu erhöhten Retinol-Werten
Dr. Ina Danquah © DIfE
Dr. Ina Danquah © DIfE

Obwohl alle Studienteilnehmer über ihre Nahrung in etwa gleich viel Vitamin A aufnahmen, hatten diejenigen, die unter Bluthochdruck litten, im Vergleich zu gesunden Teilnehmern um 21 Prozent erhöhte Retinol-Spiegel. Die Retinol-Werte der Teilnehmer, die sowohl unter Bluthochdruck als auch Typ-2-Diabetes litten, waren sogar um 38 Prozent erhöht. Ein Großteil der Personen mit Bluthochdruck und Diabetes waren übergewichtig. Gleichzeitig beobachteten die Wissenschaftler, dass bei den Patienten mit höheren Retinol-Werten die Nierenfunktion eingeschränkt war.

Die Beobachtungen würden betonen, welche bedeutende Rolle Stoffwechselerkrankungen für die noch ungelösten Gesundheitsprobleme in Subsahara-Afrika spielen. Daher sei es notwendig, für diese strukturschwachen und ressourcenarmen Regionen Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln, die sowohl Mangel- als auch Überernährung effektiv und effizient bekämpfen, sagt Studienleiterin Ina Danquah vom DIfE. Im konkreten Fall stelle sich die Frage, so die Wissenschaftlerin, ob Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und deren Begleiterkrankungen künftig herangezogen werden sollten, um den Vitamin-A-Status einer Person besser einzuschätzen.



Weitere Informationen:

Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE)

Das könnte Sie interessieren
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter
Neues DFG-Positionspapier „Lebensmittel und Ernährungsforschung in Deutschland“ erschienen weiter