Frau lehnt Essen ab. © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Thinkstock
Das Sterberisiko ist im Lauf von zwei Jahren erhöht, wenn Herzschwäche-Patienten weniger Appetit haben. © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Thinkstock

Forschung: Herzschwäche-Patienten haben bei Appetitlosigkeit schlechtere Prognose

  • 01.12.2017
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Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben untersucht, wie sich Appetitlosigkeit auf den Krankheitsverlauf bei Herzschwäche-Patienten auswirkt. Die Einnahme von bestimmten Medikamenten, Entzündungen sowie ungewollte Gewichtsabnahme begünstigen demnach den Appetitverlust und beeinflussen die Leistungsfähigkeit der Patienten negativ.

Appetitlosigkeit (Anorexia) und ein ungewollter, starker Gewichtsverlust (Kachexie) werden in Kombination als Anorexie-Kachexie-Syndrom bezeichnet. Es tritt besonders oft bei Tumorpatienten auf. Was weniger bekannt ist: Eine verminderte Esslust wirkt sich auch auf den Krankheitsverlauf bei Herzschwäche-Patienten aus, wie die DZHK-Forscher mit Hilfe von 166 klinisch stabilen, nicht stationären Probanden zeigen konnten.

Ein Drittel der Patienten gab an, unter Appetitlosigkeit zu leiden. Die körperliche Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer wurde unter anderem mit Gleichgewichtsübungen, einem Sechs-Minuten-Gehtest sowie Tests zur Ausdauer und Kraft ermittelt. Dabei zeigte sich, dass die Leistung schlechter war, wenn sich der Appetit der Studienteilnehmer verringert hatte. Die Fitness war sogar noch stärker eingeschränkt, wenn zusätzlich zur Anorexia eine Kachexie vorlag.

Überlebensrate sinkt

Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass das Sterberisiko im Lauf von zwei Jahren erhöht ist, wenn Herzschwäche-Patienten weniger Appetit haben. Kachexie hatte auch hier einen zusätzlichen negativen Effekt.

Neben der Kachexie dienen, so die Ergebnisse, aktivierte Entzündungshormone und die Einnahme von Schleifendiuretika als unabhängige Vorhersagemerkmale für eine Appetitlosigkeit bei Herzschwäche. Schleifendiuretika sind harntreibende Medikamente, die an der Henleschen Schleife, einem Teil des harnbildenden Systems der Nieren, wirken. Bei Herzschwäche-Patienten würden an sich schon erhöhte Entzündungswerte vorliegen, wenn diese Werte noch überschritten würden, werde es wahrscheinlicher, dass der Appetit schwindet, so Privatdozent Dr. Dr. Stephan von Haehling von der Universitätsmedizin Göttingen. Die harntreibenden Schleifendiuretika werden Herzschwäche-Patienten verordnet, um die Wassereinlagerungen im Gewebe abzubauen. Vermutlich können sie über den Verlust von Spurenelementen wie Zink dazu führen, dass der Geschmackssinn und damit auch der Appetit nachlassen.

Von Haehling sieht die Ernährungsgewohnheiten und den Ernährungszustand als grundlegende Bestandteile einer medizinischen Gesamtbeurteilung von Herzschwäche-Patienten an, die die behandelnden Ärzte unbedingt beachten sollten. 

Quelle: DZHK

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