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Bisherige Schätzungen in Deutschland gehen von 7 bis 9 Prozent Diabetikern aus. © jmi999 / iStock / Thinkstock

Versorgungsatlas: Eine halbe Million neue Diabetes-Patienten pro Jahr

  • 02.03.2017
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Wissenschaftler vom Versorgungsatlas haben erstmals auf der Basis bundesweiter ärztlicher Abrechnungsdaten die Häufigkeit von Diabetes mellitus für die Jahre 2009 bis 2015 und die Zahl der neuerkrankten Patienten für die Jahre 2012 bis 2014 erhoben. Dabei zeigte sich auch: Eine halbe Million Menschen erhalten pro Jahr zum ersten Mal die Diagnose für die Stoffwechselerkrankung.

Karte von Deutschland mit dem Mittelwert der standardisierten Prävalenzen des Diabetes mellitus Typ 2 auf Kreisebene 2013–2015. © Goffrier / www.versorgungsatlas.de
Mittelwert der standardisierten Prävalenzen des Diabetes mellitus Typ 2 auf Kreisebene 2013–2015. © Goffrier / www.versorgungsatlas.de

Entsprechend dieser Zahl wächst auch die Häufigkeit: Die Prävalenz für Diabetes mellitus insgesamt ist von 8,9 in 2009 auf 9,8 Prozent in 2015 gestiegen. Männer sind in fast allen Altersgruppen stärker betroffen als Frauen, ebenso die Menschen im Osten der Republik: In den neuen Bundesländern leiden 11,8 Prozent der Bürger an Diabetes, während es in den alten Bundesländern 9,2 Prozent sind.

Noch ausgeprägter sind die Unterschiede auf der Ebene der Kreise. Im Kreis Starnberg etwa ist die Häufigkeit von Diabetes mellitus Typ 2 mit 6,5 Prozent bundesweit zwischen 2013 und 2015 am niedrigsten. Eine mehr als doppelt so hohe Prävalenz konnten die Forscher für den Kreis Prignitz mit 14,2 Prozent feststellen. Aufgrund der prognostizierten demografischen Entwicklung müsse man davon ausgehen, dass in Zukunft die Krankheitslast durch Diabetes mellitus weiter zunehmen werde, so Benjamin Goffrier, der Erstautor der Studie.

Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas, hat darüber hinaus noch eine Empfehlung für die gesundheitspolitisch Verantwortlichen: „Bei der Entwicklung von Präventionsprogrammen und Versorgungsstrukturen sollten die regionalen Unterschiede berücksichtigt werden."

Studiendesign

Auf Basis der gesamtdeutschen vertragsärztlichen Abrechnungsdaten, die für administrative Zwecke erhoben werden, wurden die entsprechend als „administrativ" bezeichneten Prävalenzen des Diabetes mellitus für die Jahre 2009 bis 2015 und administrative Inzidenzen für die Jahre 2012 bis 2014 berechnet. Die prävalenten Fälle wurden anhand eines Algorithmus Typ-1-, Typ-2- oder sonstigem Diabetes zugeordnet, wobei als notwendige Bedingung festgelegt wurde, dass nur gesicherte Diagnosen gezählt werden, die pro Jahr in mindestens zwei Quartalen kodiert sein mussten.

Als inzident wurden Patienten gezählt, die im Indexjahr eine gesicherte Diagnose und mindestens eine weitere Diagnose innerhalb der darauffolgenden drei Quartale erhalten haben sowie in einem dreijährigen Vorbeobachtungszeitraum keine Diabetes-Diagnose erhalten hatten.



Quelle: Versorgungsatlas.de

Literatur: Goffrier B, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J. Administrative Prävalenzen und Inzidenzen des Diabe-tes mellitus von 2009 bis 2015. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 17/03. Berlin 2017. DOI: 10.20364/VA-17.03.

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