Lebensmitteltypische Geruchsstoffe aktivieren unser zelluläres Immunsystem

  • 02.10.2013
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  • Redaktion

Geruchsrezeptoren sind typischerweise auf den Sinnesnervenzellen der Riechschleimhaut angesiedelt. Eine kleine Gruppe von Rezeptoren, die sog. TAAR (Trace Amine-Associated Receptors), die einige lebensmitteltypische Aromastoffe erkennen können, wurden auch in einer Reihe anderer Gewebe und Organe gefunden, darunter in Leukozyten. Da Lebensmittelinhaltsstoffe wie Geruchs- und Aromastoffe resorbiert werden und ins Blut übertreten, untersuchte eine Arbeitsgruppe in der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA), ob auf diesem Weg immunzelluläre Funktionen ausgelöst werden.

Von den TAAR-Geruchsrezeptoren sind beim Menschen sechs verschiedene Typen bekannt. Die meisten davon kommen nicht nur im Epithel der Riechschleimhaut im hinteren Teil der Nasenhöhle vor, sondern auch in einer Reihe anderer Gewebe und Organe. Fünf der sechs Typen von TAAR konnten bspw. in verschiedenen Blutimmunzellen (Leukozyten) nachgewiesen werden.

TAAR sind in der Lage, flüchtige Amine zu erkennen. Das sind geruchsaktive Verbindungen, die auch in Lebensmitteln vorkommen und bei der Verdauung ins Blut übergehen können. Das ist z. B. bei Allylmethylsulfid der Fall, der Substanz, die nach Knoblauchverzehr für den unangenehmen Geruch der Atemluft verantwortlich ist. Auch das malzig/fischig riechende 2-Phenylethylamin (2-PEA), das bei der Erhitzung von Lebensmitteln, wie z. B. auch beim Rösten von Kakaobohnen, entsteht, konnte in Spurenkonzentrationen im Blut nachgewiesen werden.

Die Arbeitsgruppe der DFA untersuchte, ob in verschiedenen isolierten Leukozytentypen vorkommende TAAR-Rezeptoren durch 2-PEA im Blut aktiviert werden. Es konnte erstmalig gezeigt werden, dass das Amin in Spurenkonzentrationen von TAAR1 und TAAR2 erkannt wird und bei den Leukozyten eine Reihe von wichtigen Immunaktivitäten auslöst. In Probandenstudien soll nun untersucht werden, ob sich dies beim Menschen nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel bestätigt.

Sollte sich herausstellen, dass bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe Funktionen von Immunzellen beeinflussen, würde dies neue Erklärungsmöglichkeiten für deren Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit eröffnen. So könnte eine Stimulation des Immunsystems durch Lebensmittelinhaltsstoffe die Schwelle für das Auslösen einer Immunantwort senken, das Immunsystem in erhöhte Bereitschaft versetzen und es so z. B. bei der Bekämpfung von Infektionen unterstützen. Andererseits könnten in hohen Mengen oder über einen langen Zeitraum hinweg im Blut vorkommende Lebensmittelinhaltsstoffe zum Auslösen von Unverträglichkeiten oder gar Allergien beitragen.
Literatur: Babusyte A, Krautwurst D (2013) Lebensmitteltypische Geruchsstoffe aktivieren unser zelluläres Immunsystem. Weitere Erforschung könnte Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit bestimmter Lebensmittelinhaltsstoffe erklären. Moderne Ernährung heute 2/2013 (02.10.13)

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