Süßigkeiten und Migräne – Was ist dran an den viel zitierten Auslösern für Migräne?

  • 03.05.2010
  • News
  • Redaktion

Schokolade und andere Süßigkeiten, wie zum Beispiel Gummibärchen, werden immer wieder als Auslöser für Migräneattacken genannt. Hintergrund dafür ist, dass es in einer Vorphase der Migräne, der so genannten Prodromalphase, häufig zu Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Nervosität, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und auch Heißhunger-Attacken bei Migränepatienten kommt. Bis zu 70 % der Patienten berichten von einer solchen Vorbotenphase, in der sie ein geändertes Verhalten zeigen.

Bei einer plötzlich auftretenden Essattacke wird manchmal z. B. eine ganze Tafel Schokolade auf einmal verzehrt, was zur Einschätzung führte, dass Schokolade Migräneattacken auslöst. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass diese Annahme nicht richtig ist.

Eine Studie untersuchte das Auftreten von Migräneattacken bei Patienten, die sich sicher waren, dass ihre Attacken durch Schokolade ausgelöst würden, und bei Patienten, die einen derartigen Auslöser nicht für sich beobachtet hatten. Beide Gruppen aßen unter verblindeten Bedingungen einmal Schokolade und einmal einen Ersatzstoff, den man geschmacklich nicht von Schokolade unterscheiden konnte. Dabei wurde festgehalten, ob eine Attacke auftrat. Es konnten keine signifikanten Unterschiede in den einzelnen Gruppen festgestellt werden. Beide zeigten eine ähnliche Häufigkeit der Migräneattacken.

Möglicherweise ist eine Essattacke in der Prodromalphase für manche Patienten sogar günstig, da sich der Körper im Vorfeld für die schweren Migränesymptome rüstet und vor Einsetzen von Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen noch einmal für die Aufnahme von Kalorien sorgt.

Nahrungsmittel werden als direkte Auslöser für Migräne überschätzt. Die einzige Ausnahme stellen bestimmte alkoholische Getränke, insbesondere Rotwein, dar. Sie führen bei manchen Migränepatienten regelhaft zu Attacken. Dabei ist es jedoch meist nicht der Alkohol, sondern bestimmte Inhaltsstoffe im alkoholischen Getränk, die die Attacke auslösen. Es ist daher für Migränepatienten in der Regel nicht notwendig, grundsätzlich auf Alkohol zu verzichten. Jeder Patient sollte wissen, dass ein Nahrungsmittel nur dann ein Auslöser für Migräne ist, wenn es regelhaft und im direkten zeitlichen Zusammenhang mit seinen Genussattacken steht. Für die meisten Patienten gilt, dass sie alles genießen dürfen und keine speziellen Diäten einhalten müssen.
Literatur: Marcus DA et al.(1997) A double-blind provocative study of chocolate as a trigger of headache. Cephalalgia 17: 855–62
Silberstein SD, Young WB. (1995) Migraine aura and prodrome. Semin Neurol 15: 175–182
Luciani R et al. (2000) Prevention of migraine during prodrome with naratriptan. Cephalalgia 20: 122–126. Quelle: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (03.05.10)

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