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Typ-2-Diabetes: Neue Hinweise für den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Spätfolgen

  • 05.02.2021
  • News
  • Redaktion

Dass das Körpergewicht eine entscheidende Rolle für die Entstehung eines Typ-2-Diabtetes spielt und die Gewichtsreduktion als wichtiger Teil der Therapie von Typ-2-Diabetes gilt, zeigen zahlreiche Studien. Trotzdem tauchen immer wieder Studien auf, die den Stellenwert der Gewichtsreduktion in Frage stellen. Ob und wie Übergewicht und Gewichtsveränderungen zu Spätfolgen von Typ-2-Diabetes führen, ist wenig erforscht. Insbesondere Studien, die Vergleichsdaten zwischen mikro- und makrovaskulären Erkrankungen liefern, fehlen bisher.

Neue Daten einer groß angelegten Beobachtungsstudie, die am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) durchgeführt wurde, sprechen für die aktuellen Empfehlungen einer Gewichtsreduktion. Die im Fachblatt Diabetologia veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass Übergewicht und Gewichtszunahme zu Gefäßstörungen führen können, die Haupterkrankungs- und Mortalitätsursache für Menschen mit Typ-2-Diabetes sind.

Mikrovaskuläre Komplikationen betreffen die kleinen Blutgefäße und können unheilbare Schäden in Nieren, Nerven und Augen verursachen. Makrovaskuläre Komplikationen wirken sich hingegen auf die großen Blutgefäße aus und begünstigen Herzinfarkt und Schlaganfall.
Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Abnehmen bei Typ-2-Diabetes das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall kaum beeinflusst. Jedoch untersuchten die meisten bisherigen Studien bereits erkrankte Personen, bei denen das Gewicht auch Folge der medikamentösen Therapie sein kann, so die Erstautorin Elli Polemiti, Promovierende der Abteilung Molekulare Epidemiologie.
Das Forschungsteam um Professor Matthias Schulze vom DIfE untersuchten, ob der BMI vor einer Typ-2-Diabetes-Diagnose zu mikro- und makrovaskulären Komplikationen führt und eine Gewichtsreduktion nach der Diagnose mit dem Auftreten mikro- und makrovaskulärer Komplikationen assoziiert ist. Im Rahmen der EPIC-Potsdam-Studie beobachtete das Team über zehn Jahre hinweg rund 1 000 neu diagnostizierte Typ-2-DiabetikerInnen ohne Begleiterkrankungen.
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Übergewicht zu Gefäßstörungen in den Arteriolen und Kapillaren führen kann. Dabei sei das kontinuierlich steigende Risiko unabhängig vom Ausgangswert. „Das heißt, ein Patient mit einem BMI von 35 im Vergleich zu 30 hat ein um 21 % höheres Risiko. Genauso jemand, der einen BMI von 28 im Vergleich zu 23 hat", erklärt die Nachwuchswissenschaftlerin Elli Polemiti. Während die Daten für mikrovaskuläre Komplikationen ziemlich eindeutig sind, konnten die Forschenden allerdings keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem BMI und dem Auftreten makrovaskulärer Komplikationen feststellen. Nichtsdestotrotz unterstreichen die Ergebnisse, wie wichtig die Gewichtsabnahme für die Verhinderung schwerer diabetesassoziierter Komplikationen sei.
„Unsere Daten bestärken die Empfehlungen zum Gewichtsmanagement: Je stärker die Gewichtsabnahme nach der Diagnose war, desto geringer war auch das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen. Nahmen die Probanden jedoch stattdessen zu, so stieg auch das Risiko", fasst Professor Schulze zusammen.

Lesen Sie hierzu auch den Beitrag „Diabetes: Risiko für Übergewicht und Insulinresistenz bei Kindern von Müttern mit Diabetes Typ 1 erhöht“ in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2018.


Quelle:
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Pressemitteilung vom 20.01.2021 

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