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Preisgekrönte Forschungsergebnisse: Sulforaphan in Kreuzblütlern unterstützen die Krebstherapie

  • 04.07.2012
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Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse können das Krebswachstum hemmen und die Wirkung von Chemotherapien verstärken. Das zeigte Ingrid HERR vom Universitätsklinikum Heidelberg und Deutschen Krebsforschungszentrum in mehreren experimentellen Studien und ist dafür nun mit dem Sebastian-Kneipp-Preis 2012 ausgezeichnet worden.

Der mit 10 000 € dotierte Preis, den die Sebastian-Kneipp-Stiftung jährlich verleiht, würdigt in diesem Jahr Untersuchungen über die vorbeugenden und therapeutischen Wirkungen von Nahrungsstoffen bzw. sekundären Pflanzenstoffen bei Krebserkrankungen.

Seit 2007 sucht das Team um Ingrid HERR nach Wegen, die Widerstandskraft von Tumorstammzellen des Bauchspeicheldrüsenkrebses zu brechen. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich diese besonders bösartigen Krebszellen mit einem bestimmten Stoffwechselweg, dem NF-Kappa-B-Signalweg, vor der schädlichen Wirkung einer Chemotherapie schützen: Gemüse aus der Familie der Kreuzblütler wie Brokkoli und Blumenkohl haben einen hohen Gehalt an Sulforaphan, einem Wirkstoff gegen Krebs. Sulforaphan blockiert den NF-Kappa-B-Signalweg und macht damit die Krebsstammzellen verwundbar.

Die Heidelberger Arbeitsgruppe zeigte erstmals in Versuchen an Krebszellen und Mäusen, dass Sulforaphan die Tumorstammzellen darin behindert, sich zu regenerieren und zu vermehren. Kombiniert mit verschiedenen konventionellen und neuen Chemotherapien verstärkt der Naturstoff deren Wirkung. Bei Mäusen, die eine Chemotherapie in Kombination mit Sulforaphan erhielten, hörte der Tumor vollständig auf zu wachsen und streute nicht mehr in andere Organe. Zusätzliche Nebenwirkungen traten nicht auf. „Die Daten decken sich mit den Ergebnissen einer kanadischen Ernährungsstudie: Bei Patienten mit Prostatakarzinom verringerte der wöchentliche Verzehr von Brokkoli oder Blumenkohl die Streuung des Tumors um 50 %", sagt Ingrid HERR.

Den schützenden Effekt wies die Preisträgerin inzwischen noch bei einem weiteren Pflanzenstoff nach, dem Quercetin, das ebenfalls in Brokkoli, aber auch in Apfelschalen und in vielen weiteren Obst- und Gemüsesorten enthalten ist. „Wir haben damit gezeigt, dass Brokkoli nicht nur reich an Mineralstoffen und Vitaminen, sondern auch an Wirkstoffen gegen Tumorstammzellen des Bauchspeicheldrüsenkrebs ist“, so Ingrid HERR. Mittlerweile wurden in internationalen Forschungsarbeiten noch weitere Pflanzeninhaltsstoffe mit Wirkung gegen Tumorstammzellen identifiziert. Die Preisträgerin empfiehlt daher allen Krebspatienten, sich ausgewogen mit viel Obst und Gemüse zu ernähren. Die Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass so die Wirkung der Krebstherapie verstärkt werden kann – besser als durch die Einnahme einzelner Nahrungsergänzungsmittel. Kontakt: Ingrid HERR, Experimentelle Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Universitätsklinikum Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 365, 69120 Heidelberg, E-Mail: i.herr@dkfz.de. Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Pressemeldung vom 12.06.2012 (04.07.12)

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