Anteile der Rohstoffkosten an den Verbraucherpreisen sehr unterschiedlich

  • 05.06.2007
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  • Redaktion

Witterungsextreme, wie die lange Trockenperiode im zurückliegenden April, lösen immer wieder Befürchtungen über knappe Ernten und steigende Verbraucherpreise aus. Da der Nahrungsmittelsektor jedoch ein sehr vielseitiger Wirtschaftsbereich ist, schlagen höhere Rohstoffkosten in ganz unterschiedlichem Maße auf die Verbraucherpreise durch.

Kleinere Ernten können natürlich schon aufgrund des geringeren Angebotes zu höheren Erzeugerpreisen führen. Ob und in welchem Maße diese höheren Preise für Agrarrohstoffe dann tatsächlich eine Auswirkung auf die Verbraucherpreise für Nahrungsgüter haben, hängt allerdings von vielen weiteren Faktoren ab. Denn Verarbeitungs- und Handelsspannen bestimmen maßgeblich den Produktpreis von Nahrungsgütern mit. Diese wiederum werden erheblich von Energie-, Lager-, Transport-, Personalkosten, Mieten oder auch Steuern beeinflusst. Gerade bei verarbeiteten Produkten sind diese Einflussfaktoren oft wesentlich größer als steigende oder auch sinkende Preise für Agrarrohstoffe.

Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, FAL, bestimmt jährlich eine Kenngröße, die im Wesentlichen den Anteil misst, den der Landwirt von dem bekommt, was die Verbraucher für Nahrungsmittel zahlen. Aktuelle Ergebnisse liegen derzeit für das Wirtschaftsjahr 2004/05 vor, Berechnungen mit neueren Daten dürften nur marginal davon abweichen.

Eine grundsätzliche Bewertung der FAL lautet: Der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel inländischer Herkunft ist stark differenziert. Bei Brot beträgt er zum Beispiel 3,5 Prozent, bei Kartoffeln 15 Prozent, bei Zucker 37 Prozent, bei Fleisch und Fleischwaren 26 Prozent, bei Milchprodukten im Schnitt 39 Prozent und bei Eiern 71 Prozent. Dadurch wirken sich sinkende oder steigende Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse auch sehr unterschiedlich auf die Verbraucherpreise für Nahrungsgüter aus.

Auf der Grundlage dieser Berechnung kommt Dr. Paul Michels, Leiter der ZMP-Abteilung Marktforschung, zu folgendem Schluss: Selbst eine Verdoppelung des derzeitigen Brotgetreidepreises würde lediglich einen Anstieg der Brotpreise um gerade einmal 3,5 Prozent erklären. In der Praxis ist es allerdings für die Hersteller schwierig, Preissteigerungen gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel durchzusetzen. Auch das führt dazu, dass die Verbraucherpreise in aller Regel nicht so stark schwanken wie die Erzeugerpreise, so Dr. Michels.

Bemerkenswert sei allerdings, dass der Erlösanteil der Landwirtschaft an dem, was der Verbraucher zahlt, in den letzten 15 Jahren stetig zurückgegangen ist. Im Wirtschaftsjahr 2004/05 lag er im Durchschnitt aller von der FAL betrachteten Produkte bei etwa 25 Prozent, 15 Jahre zuvor waren es noch 31 Prozent. (05.06.07)

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