© Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V. (IDE)
© Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V. (IDE)

Weniger Salz – mehr Jodsalz

  • 05.07.2013
  • News
  • Redaktion

Simone JOHNER vom Forschungsinstitut für Kinderernährung wurde auf der Dreiländertagung der DGE mit dem mit 5000 € dotierten Förderpreis des Instituts Danone Ernährung für Gesundheit e. V. (IDE) 2013 ausgezeichnet. Die Nachwuchsforscherin erhielt den zum neunten Mal verliehenen Förderpreis für ihre aktuelle Forschung zum gesunkenen Jodstatus von Kindern in Deutschland.

In der EU wird künftig aufgrund der Empfehlungen zu einem moderaten Salzkonsum mit einem verringerten Salzkonsum der Menschen gerechnet. Als Folge erwarten Experten, dass parallel auch die Jodzufuhr sinkt, da jodiertes Speisesalz zur Hauptquelle der Jodversorgung in Deutschland geworden ist. Dieser Effekt der verringerten Jodzufuhr ist unerwünscht.

Simone JOHNER zeigte in ihrer Arbeit, dass heute schon ein verschlechterter Jodstatus unter deutschen Schulkindern erkennbar ist. Sechs Jahre lang wurde in ihrer Studie die Jodausscheidung im Urin von Schülern im Alter von 6–12 Jahren sowie die Jodzufuhr durch Lebensmittel untersucht. Diese Studie war Teil der Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed (DONALD) Study am FKE. Ausgewertet wurden Daten von insgesamt 278 Kindern. Von diesen lagen 707 Urinproben (24-Stunden-Jodausscheidungen) und begleitende 3 Tage-Wiege-Ernährungsprotokolle vor.

Die Ergebnisse zeigen ein Absinken der 24-Stunden-Jodausscheidung innerhalb des Zeitraumes von 2004 bis 2009. Eine signifikante Verschlechterung der Jodstatus-Werte war in den letzten Jahren der Studie (2007–2009) festzustellen. Gemessen an den Empfehlungen der Recommended Daily Allowances (RDA) der USA für 4- bis 8-Jährige bzw. 9- bis 13-Jährige sollte die Jodausscheidung mehr als 77 bzw. 102 µg/d betragen. Während im Zeitraum 2004–2006 insgesamt 51 % der Studienteilnehmer diesen Referenzwert nicht erreichten, war es 2007–2009 schon ein Anteil von 57 %. Nimmt man die Estimated Average Requirements (EAR) vom US Institute of Medicine als Basis, erfüllen 13 bzw. 16 % der Kinder die Referenzwerte für die Jodausscheidung nicht (EAR für 4- bis 8-Jährige: 55 µg/d, für 9- bis 13-Jährige: 62 µg/d). Auch gültige Referenzwerte für die Jodausscheidung anderer Institutionen (z. B. die 100 µg/l der World Health Organization [WHO]) wurden in der Studie nach 2007 nicht mehr erreicht.

Die qualitativ wichtigsten alimentären Jod-Quellen in der Studie waren jodiertes Speisesalz (mit 48 % der Jodzufuhr) sowie Milch (38 %). Der Beitrag, den jodiertes Salz und Fisch zur Jodversorgung der Studienteilnehmer leisteten, sank im zweiten Untersuchungszeitraum, wenn auch nicht signifikant.

Zusammenfassend resümiert die Preisträgerin: Trotz des in den vergangenen Jahrzehnten klar verbesserten Jodstatus der deutschen Bevölkerung ist seit 2003 wieder eine Verschlechterung aus den Daten abzulesen. Seit 2007 ist sogar eine ca. 5 %-ige Verringerung der 24-Stunden Ausscheidungsraten für Jod im Urin gegenüber den Vorjahren festzustellen. JOHNER selbst wertet ihre Resultate „als erstes Warnsignal“. Sie empfiehlt, künftig die Entwicklungen rund um den Jodstatus der Bevölkerung stärker wissenschaftlich zu verfolgen, um rechtzeitig Interventionsmaßnahmen einzuleiten. 

Die begleitenden Untersuchungen der Studie zum Salzverzehr der Kinder ergaben auch einen gesunkenen Anteil an Jodsalz am gesamten Salzverzehr aus verarbeiteten Lebensmitteln. Dies könnte eine wichtige Ursache für den niedrigeren Jodstatus der Studienteilnehmer sein. „Die Ergebnisse der … Studienarbeit zeigen, dass wir künftig eine gleichermaßen wichtige und schwierige Präventionsaufgabe haben: Einerseits sollte ein moderater Salzkonsum in der Ernährung von Kindern unser Ziel sein. Anderseits ist jodiertes Speisesalz eine der wichtigsten Jodquellen in unserer Nahrung. Demnach müssen wir das Interesse für jodiertes Speisesalz in den Zielgruppen fördern, die heute noch nicht oder nicht mehr zu Jodsalz greifen, ohne den Salzkonsum im Allgemeinen zu erhöhen.“, so Prof. Dr. Günther WOLFRAM, Vorsitzender des IDE.
Literatur: Johner SA, Günther ALB, Remer T (2011) Current trends of 24-h urinary iodine excretion in German schoolchildren and the importance of iodised salt in processed foods. British Journal of Nutrition 1056: 1749–1756. Quelle: Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V. (IDE), Pressemeldung vom 10.06.2013 (05.07.13)

Das könnte Sie interessieren
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter
Neues DFG-Positionspapier „Lebensmittel und Ernährungsforschung in Deutschland“ erschienen weiter