Säuglingsnahrung soll neben DHA auch mindestens die gleiche Menge Arachidonsäure enthalten. © undefined/iStock/Getty Images Plus

Europäische Akademie für Pädiatrie und Stiftung Kindergesundheit: Arachidonsäure in Säuglings- und Folgenahrung

  • 05.11.2019
  • News
  • Redaktion

Für nicht oder nicht vollgestillte Säuglinge sollten nur solche Säuglingsnahrungen verwendet werden, die neben DHA auch mindestens die gleiche Menge Arachidonsäure enthalten, raten Stiftung Kindergesundheit und Europäische Akademie für Pädiatrie.

Ab Februar 2020 gelten in der Europäischen Union neue Standards für Säuglings- und Folgenahrungen (VO2016/127) [1]. Der Zusatz der n-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist dann in 2- bis 3-fach höherer Konzentration als bisher üblich obligatorisch. Hingegen besteht keine Verpflichtung, die Fettsäure Arachidonsäure zuzusetzen. Hierzu beziehen die Europäische Akademie für Pädiatrie und die gemeinnützige Stiftung Kindergesundheit in einem Positionspapier Stellung.

Der obligatorisch erhöhte Zusatz von DHA ist eine ganz neuartige Zusammensetzung von Säuglingsnahrungen, dessen Eignung und Sicherheit bisher nicht in klinischen Studien belegt wurden. Deshalb hielt die gemeinnützige Stiftung Kindergesundheit in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie für Pädiatrie einen Workshop mit meinungsbildenden internationalen WissenschaftlerInnen auf diesem Gebiet und VertreterInnen von Elternorganisationen außerhalb von München ab, um die bestehenden Fragen zu diskutieren. Die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen wurden im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht [2].

Die ExpertInnen betonen, dass Muttermilch die erste Wahl in der Ernährung am Lebensanfang ist und auch als Goldstandard für die Wahl der Inhaltsstoffe von Flaschennahrung gilt. Muttermilch liefert immer sowohl DHA als auch Arachidonsäure. Weltweit sind in der Muttermilch die Arachidonsäurekonzentrationen meist deutlich höher als die von DHA. Studien haben Säuglingsnahrungen mit verschiedenen Gehalten vergleichen. Sie zeigen bei hoher DHA-Konzentration aber niedrigem Arachidonsäure-Gehalt Nachteile der kindlichen Entwicklung bis zum Alter von 9 Jahren und bei Tieren auch eine Verminderung des normalen Arachidonsäuregehalts im Gehirngewebe.

Die neuen Empfehlungen raten dringend dazu, für nicht oder nicht vollgestillte Säuglinge nur solche Säuglingsnahrungen zu verwenden, die neben DHA auch mindestens die gleiche Menge Arachidonsäure enthalten.


Literatur:
1. European-Commission. Commission Delegated Regulation (EU) 2016/127 of 25 September 439 2015 supplementing Regulation (EU) No 609/2013 of the European Parliament and of the Council as regards the specific compositional and information requirements for infant formula and follow-on formula and as regards requirements on information relating to infant and young child feeding. Official Journal of the European Union 2016:L 25/1
2. Koletzko B, Bergmann K, Brenna JT et al. on behalf of the European Academy of Pediatrics and the Child Health Foundation (2019) Should formula for infants provide arachidonic acid along with docosahexaenoic acid? A position paper of the European Academy of Pediatrics and the Child Health Foundation. Am J Clin Nutr [doi.org/10.1093/ajcn/nqz252]

Quelle: Stiftung Kindergesundheit, Pressemeldung vom 28.10.2019

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