© Melanie Hipler / DAK-Gesundheit
Schwerelos unter Wasser: Das Siegerfoto aus über 50 Einsendungen. © Melanie Hipler / DAK-Gesundheit

DAK-Fotoausstellung: Dem Stigma Adipositas begegnen

  • 07.03.2017
  • News
  • Redaktion

Die Ersatzkasse DAK-Gesundheit und die Johnson & Johnson Medical GmbH haben im vergangenen Jahr die Aufklärungskampagne „Schwere(s)los“ ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt der Aktion steht eine Ausstellung mit Bildern, die auf das relevante Gesundheitsthema Adipositas aufmerksam machen soll und durch Deutschland tourt.

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Mitleid erregend und unästhetisch: So werden Übergewichtige in Deutschland gesehen. © DAK-Gesundheit

Dass viele Menschen in Deutschland übergewichtig sind und ein immer größerer Anteil davon als adipös, das heißt stark übergewichtig, eingestuft wird, ist bekannt und wird oft beklagt. Die Gesundheitspolitik interessiert sich dabei vor allem für die hohen Folgekosten durch Krankheiten, die durch Adipositas begünstigt werden. Weniger häufig beschäftigen sich Gesundheitsexperten mit den psychischen Belastungen, mit denen stark Übergewichtige leben. Diese werden noch angefeuert durch die gesellschaftliche Stigmatisierung als Menschen, die nicht dem aktuellen Schönheitsideal entsprechen und zusätzlich die Gesellschaft „auch noch“ Geld kosten.

Nach der Veröffentlichung des „XXL-Report: Meinungen und Einschätzungen zu Übergewicht und Fettleibigkeit“ der DAK, in dem die deutsche Bevölkerung nach ihren Einstellungen gegenüber stark übergewichtigen Menschen befragt wurde, startete im September die Foto-Wanderausstellung „Schwere(s)los“, deren 26 Fotos aus einem Fotowettbewerb hervorgegangen waren. „Adipöse haben in unserer Gesellschaft ein schweres Los. Sie kämpfen gegen Pfunde und Vorurteile“, leitete DAK-Vorstand Thomas Bodmer die Kampagne ein. „Mit der Ausstellung wollen wir deshalb zum Nachdenken anregen und die Sichtweise auf Adipositas verändern.“

Ausdrucksstarke Fotos auf Wanderschaft

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs zeigen in ihren Fotos ausdrucksstark positive wie negative Lebensgefühle, die mit einem hohen Körpergewicht einhergehen: Eine stark übergewichtige Frau, die schwerelos unter Wasser schwebt, eine Frau, die in ihrem Körper wie in Ketten gefangen ist, eine Collage mit Aussagen von Normalgewichtigen über ihre Einschätzung, wie sie als Dicke fühlen würden, oder eine übergewichtige Frau, die akrobatisch im Spagat sitzt.

Als nächstes wird die Ausstellung im städtischen Klinikum Dessau (13.3.–24.3.), anschließend im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Adipositas Erkrankung in Leipzig (27.–30.3.) und folgend unter anderem in Hameln, Recklinghausen, Wismar und Berlin zu sehen sein. Das Ausstellungsmagazin mit allen Fotos und den Statements der Künstler findet sich zudem im Internet auf der Kampagnenseite zum freien Download. 

Einbindung einer strukturierten Adipositastherapie in die Regelversorgung gefordert
© Jana Hesse / DAK-Gesundheit
Im Spagat: Auch Übergewichtige können sportlich sein. © Jana Hesse / DAK-Gesundheit

„Wir müssen beim Thema Adipositas umdenken und das Gesundheitssystem fit für die Zukunft machen“, äußert sich Herbert Rebscher, Vorstandschef der DAK, zur Kampagne. Laut dem im November veröffentlichten „DAK-Versorgungsreport Adipositas“ gibt es in Deutschland eine deutliche Unter- und Fehlversorgung bei der Therapie von extremem Übergewicht. So existiert bislang kein gesetzlich geregelter Versorgungspfad, den adipöse Menschen nutzen können.

Auf Grundlage des Reports schlägt die DAK ein zukunftsorientiertes Versorgungskonzept bei Adipositas vor, das deutlich mehr Betroffene erreichen würde. Darin steht eine möglichst frühe Ansprache von Betroffenen und eine Optimierung der Ernährungstherapie im Zentrum. Für alle Patienten mit einem BMI von über 30 ist etwa eine Erstuntersuchung durch einen ernährungsmedizinisch qualifizierten Arzt vorgesehen. Neben dem ärztlichen Erstgespräch gehören drei Folgetermine – ein Termin je Quartal – sowie sechs Termine mit einer Ernährungsfachkraft zum Konzept. „Diese Herangehensweise unter ärztlicher Begleitung gibt es bislang in unserer Regelversorgung nicht“, erklärt Rebscher. Untersuchungen würden aber zeigen, dass sie zu äußerst positiven Ergebnissen führen kann, wenn man frühzeitig ansetzt und am Ball bleibt.

Eine wichtige Voraussetzung für eine bessere Versorgung von Menschen mit Adipositas sei darüber hinaus die Anerkennung von Adipositas als behandlungsbedürftige chronische Erkrankung im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Aufbau von entsprechend qualifizierten Versorgungsstrukturen in Deutschland. „Hausärzte könnten hier eine Lotsenfunktion übernehmen“, so Prof. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas Ambulanz für Erwachsene an der Universitätsmedizin Leipzig, der am Versorgungsreport mitgearbeitet hat. Auch müsse die Aufnahme der Adipositas-Therapie in die GKV-Regelversorgung erfolgen und über den Risikostrukturausgleich refinanzierbar sein wie beispielsweise andere chronische Erkrankungen.

Quellen:
Schwereslos, Aufklärungskampagne Adipositas
DAK-Gesundheit, Pressemeldung Forschung
www.aktion-schwereslos.de

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