Jodversorgung in Deutschland: Kein Grund zur Entwarnung

  • 07.04.2010
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  • Redaktion

„Die Jodversorgung in Deutschland befindet sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau.“ Zu diesem Ergebnis kommt Michael THAMM vom Robert Koch-Institut auf dem Symposium „Jodmangel in Deutschland – immer noch ein Problem?“ anlässlich der wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am 11. März 2010 in Jena. Eine für Mecklenburg-Vorpommern repräsentative Kohortenstudie mit Erwachsenen zeigt, dass sich die Jodversorgung innerhalb von fünf Jahren nicht verbessert hat.

2006 blieb im Vergleich zu 2001 die Jodausscheidung, das von der WHO empfohlene Monitoringinstrument für die Jodversorgung, trotz der vielen Bemühungen um Aufklärung beinahe konstant. „Es ist zu befürchten, dass diese Beobachtung auf ganz Deutschland übertragen werden kann“, sagt THAMM. „Eine Entwarnung sollten wir vorerst nicht geben“. Repräsentative Ergebnisse der derzeit vom Robert Koch-Institut für ganz Deutschland durchgeführten Kohortenstudie DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) werden Anfang 2012 vorliegen.

Jodversorgung besonderer Bevölkerungsgruppen

Auch die Jodversorgung bei schwangeren Frauen ist noch nicht optimal, wie eine aktuelle Studie aus München zeigt, deren Ergebnisse THAMM vorstellt: „Im Mittel ist die Jodversorgung mit 153 Mikrogramm pro Liter zwar relativ gut. Doch bei mehr als einem Viertel der Schwangeren liegt der Bereich unter 100 Mikrogramm pro Liter und das ist nicht ausreichend.“ Ein kurzer Blick auf die Jodversorgung von Kindern und Jugendlichen, die über den Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) erfasst wurde, zeigt eine niedrig normale mediane Jodausscheidung von 117 Mikrogramm pro Liter. Von einer optimalen Versorgung könne auch hier noch nicht gesprochen werden, so THAMM.

Jod: wichtig für geistige und körperliche Entwicklung

Warum auch ein leichter bis moderater Jodmangel ernst genommen werden muss, erläutert Prof. Dr. Roland GÄRTNER von der Medizinischen Klinik Innenstadt der Universität München. „Ist das Schilddrüsenhormon Thyroxin in der ersten Schwangerschaftshälfte erniedrigt, so führt dies nach den neuesten Erkenntnissen zu einer nicht ausreichenden mentalen und motorischen Entwicklung des Fötus“, sagt der Schilddrüsenexperte und Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel. Anhand weiterer internationaler Studien zeigt er auf, dass auch in Gegenden mit mildem Jodmangel Kinder nicht ihre volle Intelligenz entwickeln können und eine Jod-Substitution dazu beitragen kann, ihre kognitive Funktion zu verbessern.

Prof. Dr. Thomas REMER vom Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund, erläutert die möglichen Ursachen für einen Jodmangel im Säuglingsalter genauer. Ein erhöhtes Risiko für einen Jodmangel haben laut REMER zum einen (voll) gestillte Säuglinge, deren Mütter nicht ausreichend mit Jod versorgt sind, zum anderen ältere Säuglinge, deren Beikost selbst hergestellt wird. Um sich selbst und das Kind optimal mit Jod zu versorgen, sollten Schwangere und Stillende auf Jodtabletten zurückgreifen, insbesondere bei einem eher geringen Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Fertigspeisen.

Für alle Anderen empfiehlt der Arbeitskreis Jodmangel, ein- bis zweimal pro Woche Seefisch zu essen, zu Hause ausschließlich mit Jodsalz zu würzen und beim Einkaufen mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel wie Brot- und Wurstwaren zu bevorzugen – gemäß dem Leitsatz: „Wenn Salz - dann Jodsalz“. Quelle: Satellitensymposium „Jodmangel in Deutschland – immer noch ein Problem?“, Arbeitskreis Jodmangel, 47. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, 11. März 2010, Jena (07.04.10)

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