BfR-Forum Verbraucherschutz – Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

  • 07.08.2009
  • News
  • Redaktion

Risiken für Kinder müssen anders bewertet werden als Risiken für Erwachsene. Bei der Beurteilung von chemischen Stoffen muss berücksichtigt werden, dass Kinder im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht eine größere Hautoberfläche haben, mehr Nahrung aufnehmen und häufiger atmen als Erwachsene. Sie haben eine erhöhte Stoffwechselrate, der Körper nimmt über den Magen-Darm-Trakt bestimmte Stoffe schneller und in größeren Mengen auf.

Schadstoffe, die nur langsam abgebaut werden, können über einen längeren Zeitraum einwirken. Außerdem nehmen Kinder Risiken anders wahr und verhalten sich anders als Erwachsene. Inwieweit die Wissenschaft spezielle Risiken für Kinder bisher angemessen bewertet und die Politik daraus ausreichende Maßnahmen zum Schutz von Kindern abgeleitet hat, diskutierten rund 140 Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbraucherverbänden und Medien auf dem siebten BfR-Forum Verbraucherschutz in Berlin.

Einig waren sie sich darüber, dass Ergebnisse von Risikobewertungen für Erwachsene nicht ohne weiteres auf Kinder „heruntergerechnet“ bzw. übertragen werden können. In den meisten Fällen müssen stoffliche Risiken für Kinder eigens berechnet werden. Bemängelt wurde, dass es dafür häufig nicht genug Daten gibt.

Rechtlich besteht für Kinder ein besonderer Schutz vor bestimmten Stoffen in Lebensmitteln. So muss Säuglingsnahrung besondere Anforderungen erfüllen, bevor sie auf den Markt gebracht wird und für bestimmte Pestizide gelten strengere Höchstmengen. Bei schädlichen Stoffen in Spielzeug besteht hingegen Nachbesserungsbedarf. Weit verbreitete Labels wie das CE-Zeichen, das Hersteller sich selbst verleihen, können nicht immer ausreichende Verbrauchersicherheit gewährleisten. Eine Qualitätsverbesserung kann nur durch die Kontrolle von unabhängigen Instituten erreicht werden, wie es z. B. beim GS-Zeichen der Fall ist.

Welche Rolle den Eltern beim Schutz ihrer Kinder vor Gesundheitsrisiken zukommt, wurde kontrovers diskutiert. Unbestritten blieb, dass sie in ihrer Vorbildfunktion einen bedeutenden Beitrag zur Verhütung von Unfällen leisten können. Doch setzt dies auch ein entsprechendes Wissen bei den Eltern selbst voraus, das nicht überall gleichermaßen gegeben ist. Wissenslücken gibt es nach wie vor bei der Einschätzung mikrobieller Risiken. So kommt es bei Kindern immer wieder zu Infektionen mit Lebensmittelkeimen wie Salmonellen und Campylobacter, weil Eltern nicht wissen, dass diese vor allem auf rohem Fleisch und Eiern vorkommen können. Hier ist weiterhin auch die Aufklärungsarbeit von Verbänden wie staatlichen Institutionen gefragt. Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (07.08.09)

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