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„nutritionDay" steht für eine eintägige Querschnittserhebung, die weltweit für Krankenhausabteilungen, Intensivstationen und Pflegeheime angeboten wird. © nutritionday.org

Projekt nutritionDay: Bekämpfung von Mangelernährung in Gesundheitseinrichtungen

  • 07.10.2015
  • News
  • Redaktion

Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen ist ein unterschätztes Problem. In zahlreichen Studien wird darauf hingewiesen, wie wichtig eine adäquate Ernährung in Gesundheitseinrichtungen ist, da sie mit positiven Konsequenzen für Betroffene und das Gesundheitssystem verbunden wird. Die European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) initiierte ein Projekt mit dem Namen „nutritionDay", um eine größere Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erreichen.

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Teilnahmeprozess beim nutritionDay. © nutritionday.org

Eine gute ernährungsmedizinische Betreuung kann den Genesungsprozess und die Pflegebedürftigkeit positiv beeinflussen sowie zu verbesserter Lebensqualität, kürzeren Krankenhausaufenthalten und geringeren Komplikationsraten bei Operationen beitragen. Außerdem reduzieren sich die Kosten für das Gesundheitssystem.

nutritionDay steht für eine eintägige Querschnittserhebung, die weltweit für Krankenhausabteilungen, Intensivstationen und Pflegeheime angeboten wird. Das Projekt bietet Institutionen die Möglichkeit, die Ernährungssituation ihrer Patienten beziehungsweise Bewohner zu evaluieren. Damit kann das Bewusstsein für Mangelernährung erhöht und die Versorgung verbessert werden.

Die Durchführung von nutritionDay (siehe Abbildung links) findet auf Stationsebene, mit jeweils angepassten Fragebögen, statt. Die teilnehmenden Stationen bekommen nach Beantwortung der Fragebögen (Patienten/-innen, Medizinisches, Strukturelles) ein strukturiertes Feedback über ihre Ernährungsversorgung im nationalen und internationalen Vergleich.

Antworten, die nutritionDay liefert

Das Projekt untersucht Mangelernährung anhand von fünf Parametern: „ungewollter Gewichtsverlust in den letzten drei Monaten“, „Nahrungsaufnahme in der Vorwoche“, „Nahrungsaufnahme am nutritionDay“, „Nahrungsaufnahme nicht erlaubt“ und „BMI < 18,5 kg/m²“. Seit 2006 sind Daten von über 5500 Stationen und 180.000 Patienten/-innen aus insgesamt 60 Ländern erhoben worden.

Die erfassten Daten der nutritionDay-Studie von 2006–2014 zeigen, dass 45 Prozent der im Krankenhaus aufgenommenen Patienten/-innen einen ungewollten Gewichtsverlust in den letzten drei Monaten angeben. 25 Prozent haben über neun Kilogramm Körpergewicht verloren. Die Hälfte der Patienten/-innen gaben an, in der Woche vor dem nutritionDay „nicht normal“ gegessen zu haben. Über ein Viertel gab sogar an, ungenügend („weniger als die Hälfte“ oder „weniger als ein Viertel“) des Üblichen gegessen zu haben. Häufigster Grund für die reduzierte Nahrungsaufnahme war bei über 50 Prozent der Patienten Appetitverlust.

Diese Zahlen lassen viele Fälle von Mangelernährung bei stationär aufgenommenen Patienten vermuten. Dennoch haben lediglich acht Prozent der Patienten einen BMI < 18,5 kg/m². Die alleinige Berücksichtigung des BMI zur Diagnose von Mangelernährung reicht daher nicht aus um diese bei allen Patienten zu erkennen. Das Ausmaß des Problems würde damit stark unterschätzt werden.

Der Großteil der Patienten/-innen erhält Krankenhauskost oder so genannte Spezialdiäten. Nur circa 30 Prozent der Patienten, die nicht essen, erhalten künstliche Ernährung. Besonders die Gruppe, die angibt nur 25 Prozent zu essen, wird häufig übersehen.

Nutzen von nutritionDay

nutritionDay ist zu einem erprobten Messinstrument der Ernährungssituation von Patienten in Krankenhäusern, Intensivstationen und Pflegeheimen geworden. Eine Wiederholung der Befragung in Folgejahren kann langfristig einen Verbesserungsprozess dokumentieren, der Patienten beziehungsweise Bewohnern zu schnellerer Genesung und mehr Lebensqualität verhelfen kann.

Autoren: Sigrid Kosak, Karin Schindler, Mohamed Mouhieddine, Christian Schuh, Michael Themessl-Huber, Michael Hiesmayr, Wien / Österreich



Weitere Informationen:

Der diesjährige nutritionDay findet am 19. November 2015 statt. Für mehr Informationen besuchen Sie die Website www.nutritionday.org oder kontaktieren Sie die Autoren unter office@nutritionday.org oder Tel: 0043/ 680 55 24 917!

Zum Thema „Mangelernährung im Krankenhaus“ lesen Sie auch das Special und die Online-Fortbildung in Heft 7/2015 ab S. M404.

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