Warum Stress krank machen kann

  • 09.04.2003
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  • Redaktion

Psychosozialer Stress macht auf Dauer krank. Diese Alltagsbeobachtung ist durch mehrere Studien wissenschaftlich belegt: Wer am Arbeitsplatz unter Druck steht, kaum sozialen Rückhalt hat und dem Leben wenig positive Seiten abgewinnen kann, hat ein höheres Risiko für arteriosklerotische Gefäßschäden und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall. Doch wie schlagen sich diese psychischen Faktoren konkret in den Körperzellen nieder?Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Heidelberg ist es erstmals gelungen, molekulare Veränderungen an Körperzellen, die durch Stress ausgelöst wurden, beim Menschen nachzuweisen.

Sie konnten feststellen, dass Menschen in einer Stress-Situation ein bestimmtes Protein in ihren Körperzellen aktivieren, das Entzündungen und Abbauprozesse auslöst und in Gang hält. Schlüsselmolekül der Stressreaktion ist der Transkriptionsfaktor NF-kappaB, der eine wichtige Rolle bei chronischen Erkrankungen und beim Altern spielt. Denn er wird nicht nur durch Stresshormone wie Adrenalin oder Noradrenalin aktiviert, sondern auch durch Verletzungen der Zelloberfläche oder molekulare Veränderungen bei der Zuckerkrankheit.

An der Studie, die gemeinsam mit Psychologen der Universität Düsseldorf durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 19 Testpersonen, acht Männer und elf Frauen, unter 30 Jahren teil. Sie unterzogen sich dem "Trier Social Stress Test". Dessen wesentliche Bestandteile sind ein freier Vortrag und das Lösen von Mathematikaufgaben vor Zuhörern. Vor und nach dem stressreichen Test wurde jeweils Blut entnommen: Bei 17 der 19 Testpersonen war NF-kappaB in bestimmten Blutzellen (Monozyten) gestiegen, begleitet von erhöhten Stresshormon-Spiegeln im Blut, die von den Nebennieren ausgeschüttet werden.

Ähnliche Reaktionen auf Stress konnten im Tierversuch beobachtet werden, berichten die Wissenschaftler. So genannte transgene Mäuse haben die genetische Anlage für ein bestimmtes Protein (Beta-Globin), dessen Produktion ausschließlich von NF-kappaB reguliert wird. Können sie sich nicht mehr bewegen und stehen deshalb unter erheblichem Stress, dann wird die Produktion des Beta-Globins gesteigert. Dasselbe passiert, wenn ihnen das Stresshormon Noradrenalin verabreicht wird. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Wissenschaftler in der Februarausgabe der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". 09.04.03

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