Regelmäßiger Alkoholgenuss auch in geringen Mengen schädlich

  • 09.09.2003
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  • Redaktion

Hirnschädigungen durch Alkohol sind bereits lange bekannt, die Ursache lag jedoch bislang im Dunkeln. An der Psychiatrischen Universitätsklinik in Erlangen konnte nun erstmals ein Zusammenhang zwischen alkoholismusbedingtem Hirnschwund (Hirnatrophie) und der Aminosäure Homocystein aufgezeigt werden.

"Das Homocystein wirkt im Hirn als falscher Botenstoff und schädigt dadurch die Nervenzellen", erklärt der Leiter der Forschungsgruppe. Je regelmäßiger der Alkoholkonsum sei und je größer die getrunkene Menge, desto höher sei auch der Homocysteinspiegel. Die Art des alkoholischen Getränks hingegen habe ebenso so wenig Einfluss auf die Konzentration der Aminosäure wie ein einzelner Rausch.

Die Ergebnisse widerlegen nach Ansicht der Wissenschaftler die Mär vom täglichen Glas Rotwein, das der Gesundheit zuträglich ist. Regelmäßig getrunken, sind auf Dauer auch geringe Mengen Alkohol schädlich. Gedächtnisstörungen und Hirnleistungsabbau seien die Folge. Die Schädigung der Hirnzellen setze ein, wenn der Alkoholspiegel sinke. Gerade bei alkoholkranken Menschen bewirke dies einen immer wiederkehrenden Angriff auf die Nervenzellen im Gehirn. Der Extremfall trete beim Alkoholentzug ein und könne in den ersten Tagen zu epileptischen Anfällen führen.

Aus ihren Erkenntnissen hoffen die Wissenschaftler wirksame Behandlungsansätze gegen alkoholbedingte Hirnschäden ableiten zu können. Im ersten Schritt wird die erhöhte Einnahme von Folsäure als Therapie zum Schutz des Gehirns untersucht. Ein weiterer hoffnungsvoller Aspekt: Nach Einstellung des Alkoholkonsums normalisieren sich die erhöhten Homocysteinwerte und es bildet sich langfristig der Hirnschwund in ungefähr der Hälfte der Fälle zurück.

Die Aminosäure Homocystein entsteht beim Abbau von Methionin, einem lebenswichtigen Eiweißbaustein, als Zwischenprodukt. Ist der Folgeabbau gestört, steigt der Homocysteinspiegel an. Ursachen für solche Störungen sind neben Vitaminmangel auch Medikamenteneinnahme, erhöhter Kaffeegenuss und eben regelmäßiger, gesteigerter Alkoholkonsum. Erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Thrombosen, Schlaganfälle, aber auch der "offene Rücken" (Neuralrohrdefekt) bei Neugeborenen sind bereits bekannte Folgen eines Folsäuremangels - und daraus folgend eines erhöhten Homocysteinspiegels. 09.09.03

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