© PAN XUNBIN/123rf.com
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Bedarf oder Nachfrage? Nachhaltige Proteinversorgung – ein weltweit unterschätztes Problem

  • 10.01.2014
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  • Redaktion

Im Rahmen eines interdisziplinären Symposiums des Leibniz-Forschungsverbunds „Nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Ernährung“ am 6. Dezember 2013 in Berlin diskutierten führende Wissenschaftler/-innen aus ganz Deutschland drängende Fragen hinsichtlich einer ausreichenden Proteinversorgung für die wachsende Weltbevölkerung und künftige Forschungsansätze – von der molekularen Ebene bis zur systemübergreifenden ökonomischen Analyse.

Studien zur Prognose des globalen Ernährungsbedarfs basieren meist auf dem Energiebedarf. Mit steigendem Einkommen wird dieser aber zunehmend aus proteinreicher Kost gedeckt. Die Nachfrage nach Fleisch steigt mit dem Wachstum der Weltbevölkerung – verbunden mit Folgen für Produktion, Umwelt/Klima und Weltmärkte. Bereits heute ist innerhalb der EU eine Eiweißlücke im Futtermittelbereich zu verzeichnen. Rund 38 Mio. t Sojabohnen und -extraktionsschrot werden jährlich als eiweißreiches Kraftfutter importiert. Wie können wir der prognostizierten Proteinlücke begegnen?

Angedacht werden alternative Proteinquellen wie Leguminosen oder essbare Insekten – noch weitgehend unerforschte Möglichkeiten. In diesem Zusammenhang diskutierten die Experten auch die Notwendigkeit, die Erträge pflanzlicher Produkte hinsichtlich Proteingehalt und -zusammensetzung mit züchterischen Maßnahmen weiter zu verbessern und innovative ressourceneffiziente Produktionsverfahren zu entwickeln, wie die kombinierte Erzeugung von Gemüse und Fischen in einem weitgehend geschlossenen System – wobei Insekten und Mikroalgen als Fischfutter und Abwärme aus der Biogaserzeugung genutzt werden könnten.

Neben der Entwicklung einer ressourcenschonenden und klimaverträglichen Proteinerzeugung stand auch die gesundheitliche Wirkung von Proteinen im Fokus des Symposiums. Je nachdem, welche Lebensmittel der Speiseplan enthalte, könne eine proteinangereicherte Diät positive diätetische Effekte haben, aber auch unerwünschte Wirkungen zeigen, so Prof. Dr. Dr. Hans-Georg JOOST vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und stellvertretender Sprecher des Forschungsverbundes. Proteine können Unverträglichkeiten und Allergien auslösen, der Genuss von insbesondere rotem Fleisch (Rind, Schaf, Schwein) das Risiko erhöhen, an Darmkrebs oder auch Typ-2-Diabetes zu erkranken. „In vielen Fällen kennen wir zwar den Zusammenhang, wissen aber noch zu wenig über die Wirkmechanismen“ beschrieb JOOST den Forschungsbedarf aus Sicht der Ernährungsforschung. Auch zur gesundheitlichen Wirkung alternativer Proteinquellen wie Leguminosen oder essbaren Insekten besteht Forschungsbedarf. Darüber hinaus gilt es v. a., Ernährungs- und Konsumverhalten ursächlich aufzuklären.

Als Ergebnis des Treffens wurden erste konkrete Schritte einer künftigen Forschungszusammenarbeit beschlossen. Die Verbund-Partner werden ihre spezifischen Fachkompetenzen in einem interdisziplinären Ansatz neuartig miteinander verknüpfen und Wertschöpfungsketten untersuchen, die eine klimafreundliche und ressourceneffiziente Proteinproduktion in einem weitestgehend geschlossenen Stoffkreislauf ermöglichen sollen. Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB), Pressemeldung vom 09.12.2013 (10.01.14)

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