diabetesDE: Wissen schafft Gesundheit

  • 10.04.2009
  • News
  • Redaktion

Ärzte, Diabetesberater, Patienten, Apotheker und Wissenschaftler wissen, wie mit der Krankheit umzugehen ist, wie sie therapiert, wie Folgeerkrankungen vermieden und Lebensqualität zu erhalten ist. Jeder ist Experte auf seinem Gebiet: Doch das Wissen vieler ist wirkungsvoller als das Expertentum Einzelner. Deswegen bringt diabetesDE sämtliche Kompetenzen zusammen, die notwendig sind, ein gutes Leben mit Diabetes zu führen.

Die gemeinsame Organisation diabetesDE ermöglicht Menschen mit Diabetes und ihren Angehörigen Zugang zu Wissen und kompetenten Ansprechpartnern – auf Augenhöhe, unabhängig von Alter, Nationalität und Schulbildung.

Zurzeit gibt es in der Diabetologie mehr als 1400 Organisationen und Verbände, in denen sich viele Akteure überwiegend ehrenamtlich engagieren. Dazu gehören zahlreiche lokale Elterninitiativen und Selbsthilfegruppen, Internetportale wie "diabetes-kids" oder Mitgliedsorganisationen des Deutschen Diabetikerbundes wie der Bundesweiten Fördergemeinschaft Junger Diabetiker. Diese Organisationen haben die Diabetologie in den letzten Jahren maßgeblich vorangebracht und das Leben von Menschen mit Diabetes deutlich verbessert.

Angesichts der Zunahme des Typ 1 Diabetes besonders bei jungen Kindern und der Epidemie, die sich beim Diabetes Typ 2 seit Jahren abzeichnet, ist jedoch nachhaltiges Handeln notwendig. diabetesDE entsteht unter der Initiative des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). DDG und VDBD stehen für Wissen in der Diabetologie und seine erfolgreiche Vermittlung. Beide haben Erfahrung in Fort- und Weiterbildung von Experten sowie in Schulung, Beratung und Begleitung von Menschen mit Diabetes.

Die Ernährung ist einer der wichtigen Säulen in der Diabetes-Therapie. Menschen mit Diabetes müssen Zeitpunkt und Dosierung ihrer Medikamente darauf abstimmen, wie viel Kohlenhydrate sie zu sich nehmen. In der derzeitigen Diskussion zur Kennzeichnung von Lebensmitteln werden die Bedürfnisse von rund acht Millionen Menschen mit Diabetes bisher jedoch nicht beachtet.

diabetesDE fordert deshalb, die sogenannten "Big 8" auf Verpackungen, anzugeben: Dazu gehören Brennwert, Eiweiß, Kohlenhydrate, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und Natrium jeweils pro 100 Gramm oder 100 Milliliter. Außerdem ist es wichtig, die Gesamtmenge an Kohlenhydraten in Gramm zu benennen. Nur mit diesen Angaben ist es Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen, möglich, ihr Insulin zu dosieren. Auch Menschen mit Diabetes ohne Insulinbehandlung benötigen die Gramm-Angabe für Kohlenhydrate, um diese günstig zu verteilen.

Bisher werden vor allem Vor- und Nachteile von Ampel-System und GDA-Modell (Guide Daily Amount) gegeneinander abgewogen. Tatsächlich genügen aber beide Systeme nicht, um Menschen mit Diabetes eine einfache Berechnung ihrer Insulindosis zu ermöglichen. So ist das Ampel-System in Großbritannien zwar bisher gut bei den Verbrauchern angekommen. Die Farb-Kennzeichnung ist leicht verständlich und informativ, insbesondere bei Fertiggerichten. Hersteller wollen zudem möglichst wenig „Rot“ auf der Verpackung haben und verbessern deshalb teilweise ihre Produkte. Manche Lebensmittel werden durch die vereinfachte Darstellung jedoch sachlich unkorrekt als ‚gut’ oder ‚schlecht’ eingeordnet. Wichtige Informationen, wie beispielsweise die Kaloriendichte fehlen.

Das GDA-Modell bietet mehr Informationen in Zahlen – unter anderem Prozentangaben des täglichen Bedarfs von Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz. Allerdings ist der Vergleich verschiedener Produkte für den Verbraucher unmöglich: Die Hersteller definieren selbst, was eine Portion ist: Häufig genug ist diese Definition unrealistisch, so dass die Angaben den Verbrauchern eigentlich nichts nutzen.

Weder für Gesunde noch für Menschen mit Diabetes ausreichend

Eine ausgewogene Ernährung wird für alle Menschen empfohlen. Denn nicht nur die Anzahl von Menschen mit Diabetes Typ 2 nimmt stetig zu. Auch bei weiteren ernährungsbedingten Erkrankungen wie Adipositas, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck oder Metabolischem Syndrom gilt: Ausreichend Bewegung und ausgewogene Ernährung könnten 90 Prozent dieser Erkrankungen verhindern. Und sind gleichzeitig die Therapie, um den Zuckerstoffwechsel zu normalisieren. Dabei spielen insbesondere die Menge der aufgenommenen Fette – und der gesättigten Fettsäuren – eine wichtige Rolle in der Ernährung von Menschen mit Diabetes Typ 2, Übergewicht und Adipositas.

Nach Meinung der Experten von diabetesDE sind deshalb weder Ampel-System noch GDA-Modell für Menschen mit Diabetes und für Gesunde ausreichend. Es müssen mehr Informationen auf die Verpackungen, die außerdem – wie im Ampel-System – farblich gekennzeichnet sind.

Schluss mit den sogenannten "Diabetiker-Lebensmitteln"

Wichtig ist eine ausreichende und gut lesbare Nährwert-Kennzeichnung, die europaweit verbindlich für alle verpackten Lebensmittel vorgeschrieben wird. Im Zuge dieser Neuregelung muss die veraltete nationale Diätverordnung (§12 DiätV), dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechend, ersatzlos gestrichen werden: Wissenschaftler, Ernährungs- und Diabetes-Experten sind sich schon seit vielen Jahren einig, dass die sogenannten "Diabetiker-Lebensmittel" unnötig und sogar schädlich sind. Nahrungsmittel mit der Aufschrift "für Diabetiker geeignet" sind Diätprodukte und sind in vielen deutschen Supermärkten, Drogerien und Reformhäusern erhältlich. Tatsächlich geht Deutschland damit einen Sonderweg, den andere europäische Länder nie hatten oder abgeschafft haben.

Menschen mit Diabetes dürfen in Maßen alles essen, auch Zucker (Haushaltszucker, Saccharose). Der Austausch des Zuckers gegen andere Süßungsmittel – beispielsweise Zuckeraustauschstoffe – bringt für sie keine Vorteile. Denn Menschen mit Diabetes haben nicht nur einen gestörten Zuckerhaushalt, sondern auch einen gestörten Fett- und Eiweißstoffwechsel.

Bereits seit Jahren setzen sich Fachgesellschaften wie die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) deshalb dafür ein, die sinnlosen und meist überteuerten sogenannten „Diabetiker-Lebensmittel“ nicht mehr als solche zu kennzeichnen und in den Verkehr zu bringen. Insbesondere, da er Menschen mit Diabetes schadet: Studien zeigen, dass immer noch 50 Prozent der an Diabetes erkrankten Personen diese Produkte kaufen und sich in der falschen Gewissheit wiegen, unbegrenzt davon essen zu dürfen. Wegen der hohen Fettanteile dieser Lebensmittel nehmen sie aber zu viele Kalorien zu sich. Die daraus folgende Gewichtszunahme verschlechtert ihre Stoffwechseleinstellung.

Forderungen von diabetesDE:
- Ersatzlose Streichung des § 12 der nationalen Diätverordnung
- Keine Einzelrichtlinie für sog. Diabetiker-Lebensmittel
- Gut lesbare Kennzeichnung aller verpackten Lebensmitteln mit: 
    • Gesamtmenge an Kohlenhydraten in Gramm 
    • „Big 8“: jeweils pro 100 g/100 ml des Lebensmittels Angaben über: 
        • Brennwert 
        • Eiweiß 
        • Kohlenhydrate 
        • Zucker 
        • Fett 
        • gesättigte Fettsäuren 
        • Ballaststoffe 
        • Natrium


So sieht eine verbraucherfreundliche und ausreichende Kennzeichnung für Menschen mit Diabetes und Gesunde aus:

Auf der Vorderseite des Lebensmittels sollten diese Angaben stehen:



(Quelle: Internationale Diabetes Federation (IDF), Nahrungsmittelkennzeichnung: Antrag der IDF Europe zu den EU-Gesetzentwürfen, November 2007)


Auf der Rückseite des Lebensmittels sollten diese Angaben aufgelistet sein:

Nährwertangaben Pro 100 ml Pro Portion
(1 Flasche, 300 ml)
Energiegehalt 56 kcal
240 kJ 168 kcal
720 kJ
Eiweiß 4,5 g 13,5 g
Kohlenhydrate,
davon Zucker 8,8 g
1,2 g 26,4 g
3,6 g
Ballaststoffe 1,9 g 4,7 g
Fett,
davon gesättigte Fettsäuren 0,4 g
0,1 g 1,2 g
0,3 g
Natrium 0,1 g 0,3 g

(Quelle: Internationale Diabetes Federation (IDF), Nahrungsmittelkennzeichnung: Antrag der IDF Europe zu den EU-Gesetzentwürfen, November 2007)

Anhang:

§ 12 Verordnung über diätetische Lebensmittel (Diätverordnung-DiätV)

(1) Diätetische Lebensmittel für Diabetiker müssen folgenden Anforderungen entsprechen:

1. Der Gehalt an Fett oder Alkohol darf gegenüber vergleichbaren Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs nicht erhöht sein,
2. d-Glukose, Invertzucker, Disaccharide, Maltodextrine und Glukosesirup dürfen nicht zugesetzt sein; anstelle dieser Stoffe dürfen nur Fructose sowie Süßungsmittel nach Maßgabe der Anlage 2 der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung zugesetzt sein.

(2) Abweichend von Absatz 1 Nr. 2 dürfen

1. Laktose für Süßstoffe als Trägerstoff zugesetzt sein, sofern die Mischung eine mindestens 20fache Süßkraft im Verhältnis zu Saccharose hat,
2. Maltodextrine als Trägerstoff zugesetzt sein, sofern der Anteil am verzehrfertigen Lebensmittel nicht mehr als 2 Hundertteile beträgt,
3. Fructosesirup mit einem Gehalt von höchstens 5 Hundertteilen d-Glukose in der Trockenmasse zugesetzt sein, sofern es sich um einen technologisch unvermeidbaren Restgehalt handelt.

(3) Als diätetische Lebensmittel für Diabetiker dürfen

1. Mahlzeiten nur, wenn sie den Anforderungen des § 14a entsprechen,
2. Brot nur mit einem Brennwert von höchstens 840 Kilojoule oder 200 Kilokalorien pro 100 Gramm,
3. Bier nur mit einem Gehalt von nicht mehr als 0,75 Gramm der in Absatz 1 Nr. 2 genannten Kohlenhydrate in 100 Millilitern

gewerbsmäßig hergestellt und in den Verkehr gebracht werden; Absatz 1 bleibt unberührt. Quelle: diabetesde.org (10.04.09)

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