Neuer Krankheitskeim in "frischem" Fleisch gefunden

  • 10.08.2004
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  • Redaktion

Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe und Fieber sind die typischen Anzeichen einer Salmonellen-Erkrankung. Inzwischen weitaus verbreiteter sind jedoch Campylobacter-Erreger, die dieselben Symptome hervorrufen. Ihm ähnlich ist der Keim Arcobacter. Über dessen Bedeutung ist bislang wenig bekannt. Fachleute für Lebensmittelhygiene der Freien Universität Berlin haben sich jetzt auf die Spur der "neuen" Bakterien begeben und Folgendes herausgefunden.Bei 37 Prozent der getesteten frischen Hähnchenkeulen und bei 4 Prozent des Rindehackfleischs auf dem Berliner Markt wurden Arcobacter-Keime nachgewiesen.  Eine wesentliche Aufgabe des Verbraucherschutzes ist es, die Bedeutung von "emerging pathogens" möglichst frühzeitig abzuschätzen. Das sind Keime, die Krankheiten erzeugen und bis vor kurzem unbekannt waren oder als ungefährlich eingestuft wurden. Zu dieser Gruppe zählt auch das Bakterium Arcobacter, das ursprünglich zur Gruppe der Campylobacter spp. gezählt wurde. Nach intensiven Untersuchungen wurden sie ab 1991 einem eigenen Genus zugeordnet. Einige Untergruppen des Bakteriums können beim Menschen Magen-Darm-Krankheiten auslösen.  Über die Entstehung, die Entwicklung und die Übertragungswege der Krankheiten ist bislang sehr wenig bekannt. Wissenschaftler haben allerdings herausgefunden, dass die Varianten (Serogruppen), die bei Erkrankten am häufigsten nachgewiesen worden sind, auch in Geflügelfleisch und sogar im Trinkwasser vorkommen.  Das Ziel, ein zuverlässiges und einheitliches Nachweisverfahren zu entwickeln, setzte sich eine Arbeitsgruppe des Instituts für Lebensmittelhygiene des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. Sie haben die Nachweismöglichkeit von Arcobacter-Bakterien bei frischen Hähnchenkeulen und Rinderhack aus dem Berliner Einzelhandel überprüft und Daten über ihre Häufigkeit erhoben. Nachdem die Veterinärmediziner ein kulturelles Verfahren einschließlich einer genanalytischen Bestätigung etabliert hatten, kauften sie Fleischproben auf dem Berliner Markt auf und untersuchten es: Von den 103 Hähnchenkeulen erwiesen sich 38 Stück (entspricht 37 Prozent) als Arcobacter-positiv. Von 75 Rinderhackproben erbrachten 3 Proben (4 Prozent) positive Resultate. Darunter befanden sich auch 25 Proben von Hähnchen aus ökologischer Haltung, bei denen 5-mal Arcobacter isoliert werden konnte. Auch in Frankreich, Belgien und den USA haben Veterinäre Fleischanalysen vorgenommen, deren Ergebnisse denen der Berliner Proben ähneln. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in ganz Deutschland bei Frischgeflügel mit einer hohen Arcobacter-Kontaminationsrate zu rechnen ist. Rindfleisch hingegen scheine – in Übereinstimmung mit den wenigen Untersuchungen, die bisher im Ausland durchgeführt worden sind – auch in Deutschland nur selten mit den Bakterien verunreinigt zu sein. Dem Verbraucher wir empfohlen, vorsichtig mit rohem Geflügelfleisch umzugehen, wie es sowieso wegen des Risikos einer Salmonellen-Übertragung selbstverständlich sein sollte. (10.08.04) 

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