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Keine Lust mehr auf fettige Speisen? Signale vom Darm zum Gehirn könnten der Schlüssel sein. © ancell77 / iStock / Thinkstock

Adipositas: Magen-Bypass verringert Hunger auf fettreiche Speisen

  • 11.01.2017
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  • Redaktion

Forscher des „IFB AdipositasErkrankungen" der Universitätsmedizin Leipzig haben im Kleintiermodell einen veränderten Mechanismus der Signale vom Darm zum Gehirn nach einem chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion nachgewiesen. Dabei fiel auf, dass sich nach einer Magen-Bypass-Operation der allgemeine Appetit auf fetthaltige Nahrung änderte.

Bei einer Magen-Bypass-Operation wird der Magen verkleinert und der Darm chirurgisch manipuliert, um die Nahrungszufuhr zu reduzieren. Neben dem Gewichtsverlust berichten Patienten nach der Operation von einem veränderten Appetit auf Lebensmittel mit weniger Fettgehalt. 

Die aktuelle Forschungsarbeit zeigt, dass dafür das Molekül Oleoylethanolamid (OEA) verantwortlich ist. Die Aktivierung dieses Moleküls im Darm erfolgt durch Fettzufuhr und sendet Sättigungssignale an das Gehirn in Abhängigkeit des zugeführten Fettgehalts. Nach der Operation wurde dieses Molekül bereits nach geringer Fettzufuhr in deutlich höherer Menge vom Darm produziert. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass dieser Fettsensor im Darm dem Gehirn nicht nur Sattheit signalisiert, sondern auch das Lustzentrum im Gehirn aktiviert - durch eine gesteigerte Freisetzung des Neurotransmitters Dopamin, auch „Glückshormon" genannt.

Künftig Medikamente statt Operation?

Die Dopamin-Ausschüttung im Gehirn habe direkten Einfluss auf das mit der Nahrungsaufnahme einhergehende Genussempfinden, so Dr. Wiebke Fenske, Leiterin der Nachwuchsgruppe „Neuroendokrine Mechanismen". Adipositas gehe oftmals mit einer veränderten Dopamin-Steuerung im Gehirn einher. Ist die Dopamin-Freisetzung gestört, bedarf es eines gesteigerten Belohnungsreizes, also einer vermehrten Energiezufuhr, um die erforderliche Genussantwort auszulösen, die uns eine Mahlzeit beenden lässt, sagt Fenske.

Die vorteilhafte Regulierung des Dopamins durch das Molekül OEA produziert somit ein gesünderes Essverhalten und führt zu einem dauerhaften Gewichtsverlust. Die neuen Erkenntnisse über diesen Signalweg von der Nahrungsaufnahme über den Darm zum Gehirn - und damit wieder zurück zur Nahrungsaufnahme, zeigen möglicherweise Ansatzpunkte für neue medikamentöse Therapien auf, die auch Patienten zugutekommen können, die eine chirurgische Therapie ablehnen.

Quelle: Universität Leipzig



Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen

Die Ergebnisse wurden im Journal Cell Metabolism veröffentlicht.

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