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Jodiertes Speisesalz sollte vor allem in Fertiglebensmitteln gefördert werden. © Anna-Ok / iStock / Thinkstock

Jodversorgung in Deutschland nicht optimal

  • 11.12.2014
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Die Jodversorgung in Deutschland befindet sich mit durchschnittlich 125 µg/Tag heute im unteren wünschenswerten Bereich. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung sind jedoch immer noch nicht ausreichend mit Jod versorgt. Besonders bei Risikogruppen wie Schwangeren und Stillenden bestünde die Gefahr der Unterversorgung. So fasst Prof. Dr. Thomas REMER, stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel e. V. (AKJ), die Ergebnisse des Jodmonitorings aus der DEGS-Studie (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) zusammen. Der AKJ hatte gemeinsam mit dem Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) die im Detail noch unveröffentlichten Ergebnisse am Berliner Joddialog Ende Oktober 2014 vorgestellt.

In Deutschland erfolgt die Jodaufnahme hauptsächlich über jodiertes Speisesalz. Etwa 80 Prozent des täglichen Salzkonsums werden durch handwerklich oder industriell verarbeitete (Fertig-)Lebensmittel gedeckt – in Deutschland sind derzeit jedoch weniger als 30 Prozent davon jodiert. „Das liegt weniger an der mangelnden Bereitschaft der Lebensmittelindustrie, sondern vielmehr an internationalen Handelshemmnissen“, erklärte Prof. Dr. Rolf GROßKLAUS, ehemaliger Fachgruppenleiter für Diätetische Lebensmittel, Ernährung und Allergien am Bundesinstitut für Risikobewertung.

Bevölkerungsübergreifend sei die Jodversorgung ungenügend, und das, obwohl die DEGS-Studie zeigt: Die Deutschen konsumieren mit durchschnittlich 8 bis 10 g/Tag statt der empfohlenen 5 bis 6 g eher zu viel Salz. Politische Bestrebungen sind daher auf eine Reduktion des Salzkonsums ausgerichtet. „Wenn die Bemühungen zur Salzreduktion greifen, also auch weniger Jodsalz verbraucht wird, droht Deutschland im schlimmsten Fall wieder zum Jodmangelgebiet zu werden. Das soll aber nicht heißen, dass weniger Salz schlecht ist. Problematisch ist vielmehr, dass ein Großteil des Verzehrs aus unjodierten Salzquellen wie Brot, Wurstwaren und Fertiglebensmitteln stammt. Wären die empfohlenen 5 bis 6 g/Tag ausschließlich Jodsalz, würde dies zusammen mit den natürlichen Jodquellen wie Milchprodukten und Seefisch zur präventiv notwendigen Sättigung der Schilddrüse vollkommen ausreichen“, so REMER.

Gelegentlich wird eine mögliche Überversorgung durch Jodsalz befürchtet. Prof. Dr. Roland GÄRTNER, Internist und Endokrinologe an der Universität München, widerlegte dies mit Zahlen: Als Obergrenze gelten in Deutschland 500 µg Jod/Tag, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt den Grenzwert bei 1000 µg/Tag an. „Um 500 µg Jod aufzunehmen, müssten bei 100-prozentiger Jodierung 25 g Salz konsumiert werden“, so der Sprecher des AKJ. Dagegen lässt sich bereits die Hälfte des Tagesbedarfs eines Erwachsenen, das heißt etwa 100 µg Jod, durch den Verzehr von 5 g Jodsalz abdecken. Salzreduktion und Jodversorgung stehen somit nicht im Widerspruch.

REMER empfiehlt, die Verwendung von jodiertem Speisesalz vor allem in Fertiglebensmitteln zu fördern und eine Anhebung des Jodgehalts im Salz in Betracht zu ziehen, wie etwa Anfang 2014 in der Schweiz durchgeführt.

Quelle: Arbeitskreis Jodmangel e. V. (akj), Pressemeldung vom 20.11.2014

Bild: © reinhard sester/Fotolia.com

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