Der Verzehr von Obst und Gemüse kann dabei helfen, die täglich im Stoffwechsel entstehende Säurebelastung zu neutralisieren. © boumenjapet / iStock / Thinkstock

Kinderernährung: Weniger Mineralstoffe erhöhen Stresshormonspiegel

  • 12.05.2016
  • News
  • Redaktion

Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Universität Bonn haben herausgefunden, dass eine mineralstoffarme Ernährung bei Kindern zu einem erhöhten Stresshormonspiegel führen kann. Grund für die gesteigerte Produktion des Stresshormons Cortisol ist die Säurebelastung im Körper.

Per Urinprobe hatten die Forscher vor Beginn der Hormonmessungen die Säureausscheidung gemessen. © ElMiguelacho / iStock / Thinkstock

In die Hormonstudie wurden 200 gesunde Kinder eingeschlossen, die ohne Vorgaben zu ihrer Ernährung jeweils über 24 Stunden Urin gesammelt hatten. In den Urinproben von 100 dieser Kinder hatten die Forscher vor Beginn der Hormonmessungen eine niedrige Säureausscheidung über die Nieren gemessen (Net Acid Excretion, NAE), in den anderen 100 Urinproben eine hohe NAE. Die NAE gilt als ein verlässlicher Biomarker zur Beurteilung der Nettosäurebelastung des Gesamtorganismus.

Bei den Kindern mit hoher NAE fanden Forscher – nach Ausschluss aller Störeinflüsse wie unterschiedlicher Urinmenge oder Eiweißzufuhr – nicht nur eine höhere Sekretion des Stresshormons Cortisol. Auch die Ausscheidung an spezifischen zellulären Cortisol-Umbauprodukten, etwa des 6-beta-Hydroxycortisols oder des Cortisons war signifikant gegenüber den Kindern der Niedrig-NAE-Gruppe gesteigert.

Die Wissenschaftler hatten bereits zuvor beobachtet, dass eine regelmäßig erhöhte Säurebelastung durch die Ernährung nicht nur mit einer verringerten Knochenstabilität, sondern auch mit höheren Blutdruckwerten bei Kindern einhergeht. Die aktuellen Studienergebnisse zeigen nun einen hormonellen Mechanismus auf, über den die Qualität der Ernährung langfristig auf unsere Gesundheit wirkt.

Rolle der Hormone bei der Vermittlung ungünstiger Ernährungseinflüsse auf den Körper

Diese Ergebnisse würden legen nahe, dass Cortisol auch bereits unter einer weniger stark ausgeprägten, lediglich durch die Ernährung beeinflussten Säurebelastung in Zielgeweben wie der Niere oder den Knochenzellen wirke, äußerte sich der Bonner Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Remer. „Wir gehen davon aus, dass den Glucocorticoid-Hormonen, also dem Cortisol und Cortison, eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von langfristigen ungünstigen Ernährungseinflüssen auf das Skelettsystem und auf andere relevante Gesundheits-Parameter zukommt. Auffällig bei unseren Untersuchungen war, dass sich die signifikanten Zusammenhänge in keiner Weise abschwächten, als wir die sogenannte potenzielle renale Säurelast (PRAL) im Urin bestimmten und mit den Hormonmesswerten verglichen.“ Die PRAL stellt einen noch spezifischeren Säure-Biomarker der nahrungsabhängigen Mineralstoffzufuhr und des Eiweißabbaus dar als die NAE.

„Wir sind gespannt, ob sich die Ergebnisse im Wesentlichen bestätigen lassen, wenn wir nun gezielt das Hormonsystem von gesunden Kindern der DONALD Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed, Anm. d. Red.) analysieren, die spezifisch danach ausgewählt wurden, ob sie besonders reichlich Obst und Gemüse verzehrten oder nur sehr wenig“, ergänzt Ko-Autor Prof. Dr. Stefan Wudy, der den laboranalytischen Teil der Studie leitet. Nach Auffassung der an der Untersuchung beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Obst und Gemüse diejenigen Lebensmittel, die vor allem aufgrund ihres Kalium- und Magnesiumgehaltes in besonders günstiger Weise die täglich im Stoffwechsel entstehende Säurebelastung neutralisieren.

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)



Weitere Informationen:

Die von der DFG geförderte Untersuchung erfolgte als Kooperationsprojekt zwischen dem Dortmunder Außenlabor „DONALD Studie“ der Universität Bonn und dem international renommierten Steroidhormonforschungslabor an der Kinderklinik der Universität Gießen. Dieses Labor zählt zu den wenigen Einrichtungen weltweit, in denen mittels massenspektrometrischer Verfahren diffizile Bestimmungen von Hormonen durchgeführt werden können.

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