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Diabetesbehandlung mittels bariatrischer Chirurgie

  • 13.02.2013
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  • Redaktion

Die vor ca. drei Jahren gegründete interdisziplinäre Expertengruppe Metabolische Chirurgie, welche sich mit den metabolischen Effekten bestimmter adipositas-chirurgischer Eingriffe beschäftigt, traf sich am Rande der Herbsttagung der Deutschen Diabetesgesellschaft zum Informationsaustausch.

Aufgrund der direkten Wirkungen der metabolischen Chirurgie auf den Stoffwechsel können bariatrische Eingriffe nicht alleinig als Chirurgie zur Gewichtsreduktion bezeichnet werden. Durch Verkleinerung des Magenvolumens und Verkürzung der intestinalen Resorptionsstrecke mittels Umleitung des Nahrungsbreis, so Prof. WEINER aus Frankfurt, werden weniger Nahrungsbestandteile aufgenommen und verwertet. Darüber hinaus bewirkt eine Umleitung des Nahrungsbreis eine veränderte Hormonausschüttung im Darm, was wiederum zur Folge haben kann, dass insulinpflichtige Diabetiker Tage bis Wochen nach der Operation keine medikamentöse Behandlung des Diabetes mehr benötigen.

Zwei im April des Jahres 2012 durchgeführte prospektiv randomisierte Studien belegen diese metabolische Wirkung adipositas-chirurgischer Eingriffe [1, 2]. In beiden Studien zeigten die operierten Patienten im Vergleich zu den ausschließlich medikamentös behandelten Patienten höhere Remissionsraten der diabetischen Stoffwechsellage. Eine schwedische SOS-Langzeitstudie belegt darüber hinaus eine präventive Wirkung der metabolischen Chirurgie hinsichtlich einer späteren Diabetes-Erkrankung [3]. Hierbei war die Erkrankungsrate an Diabetes mellitus Typ 2 bei den konventionell-konservativ behandelten Patienten nach 15-jährigem Follow Up um zwei Drittel höher als die der operativ behandelten Patienten.

Laut Matthias BLÜHER, Endokrinologe der Universität Leipzig, steigt in Deutschland – wenn auch im internationalen Vergleich eher verhalten – die Zahl der Patienten, die sich einem adipositas-chirurgischen Eingriff unterziehen. Hervorzuheben sei jedoch, dass eine solche Operation für einen langfristigen Therapieerfolg nicht ausreicht. Die Patienten benötigen darüber hinaus, so Prof. WEINER, eine qualifizierte Vor- und Nachbetreuung mit einem fixen Ansprechpartner. Ferner sollten solche Eingriffe laut WEINER nur an spezialisierten Zentren durchgeführt werden, die der Qualitätssicherungsstudie der DGAV (Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie) angeschlossen sind.

Angesicht der Kostenübernahme gilt es noch Hürden zu überwinden, da der Kostenträger ebenfalls eine qualitätsgesicherte Vor- und Nachbetreuung der Patienten fordert, diese aufwändige und auf verschiedenste Fachkräfte aufgeteilten Leistungen aber bisweilen, so Dr. Jörg SIMON, niedergelassener Internist und Diabetologe aus Fulda, schwer in einem einheitlichen Bewertungsmaßstab darzulegen sind. Die Empfehlungen zur Ernährung vor und nach bariatrischen Eingriffen wurden ausführlich im Rahmen eines Fortbildungsbeitrages in Ernährungs Umschau 11/2012, S. 642–654 behandelt.

Literatur: 1. Mingrone G, Panunzi S, De Gaetano A et al. (2012) Bariatric Surgery versus Conventional Medical Therapy for Type 2 Diabetes. N Engl J Med 366: 1577–1585
2. Schauer P, Kashyap SR, Wolski K et al. (2012) Bariatric Surgery versus Intensive Medical Therapy in Obese Patients with Diabetes. N Engl J Med 366: 1567–1576
3. Carlsson LMS, Peltonen M, Ahlin S et al. (2012) Bariatric Surgery and Prevention of Type 2 Diabetes in Swedish Obese Subjects. N Engl J Med 367: 695–704.
Quelle: www.expertengruppe-mbc.de/aktuelles. Pressemitteilung vom 22.11.12 (13.02.13) 

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