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Gesunde Frucht: Avocados liefern fettlösliche Vitamine, Ballaststoffe und viel Kalium. © NataliaBulatova / iStock / Thinkstock

Kurzporträt: Superfood Avocado

  • 13.07.2017
  • News
  • Stella Glogowski

Butterbirne, Alligatorbirne oder schlichtweg Avocado: Die cremige, fetthaltige Frucht, im botanischen Sinne eine Beere, ist eines des seit Beginn des Superfood-Trends gehypten Lebensmittel – sowohl in der vegetarisch und veganen Ernährung, bei Low Carb (und High Fat) als auch bei Clean Eating. Hier liefern wir ein kurzes Porträt über die Frucht, die zuletzt sogar aufgrund der hohen Verletzungsgefahr beim Aufschneiden des Fruchtfleisches Schlagzeilen machte.

Sortenübersicht bekannter Avocados.
Sortenübersicht bekannter Avocados.

In ihrem Ursprungsland Mexiko, das auch heute noch das größte Anbauland vor der Dominikanischen Republik ist, werden Avocados bereits seit circa 10 000 Jahren genutzt. Nach Afrika und Asien gelangten sie erst im 19. Jahrhundert und werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Mittelmeergebieten wie Spanien, Portugal und Griechenland angepflanzt. Der immergrüne Avocadobaum gehört zu den Lorbeergewächsen (Lauraceae) und wird zehn bis 20 Meter hoch (in Kulturen auf fünf Meter gestutzt zur leichteren Ernte). Da die Früchte klimakterisch sind (das heißt nach der Ernte nachreifen), werden sie noch unreif geerntet. Unreife Avocados sind nicht nur härter und noch weniger cremig, sie haben auch noch ein grasigeres Aroma.1, 2

Sorten, Inhaltsstoffe, Verwendung

Bekannt sind über 400 Sorten, wovon allerdings nur wenige hierzulande im Handel erhältlich sind. Alle Sorten stammen von drei Urformen ab (siehe Tabelle 1). Die zwei bekanntesten und ganzjährig erhältlichen Sorten  sind die aus Mexiko stammende grünschalige, birnenförmige Fuerte (Kreuzung aus dem mexikanischen und dem Guatelama-Typ) und die kleinere, aus Kalifornien stammende schwarz-grüne und schrumpelige Hass-Avocado (gekreuzt aus dem Guatemala-Typ und anderen Sorten). Eine spezielle Züchtung ist die kernlose, dünnschalige Avocadito (Cocktail-Avocado), die direkt aus der Schale gedrückt werden kann.1

Tabelle 1: Die Urformen der Avocado.
Tabelle 1: Die Urformen der Avocado.

Das grüngelbe bis goldgelbe Fruchtfleisch hat einen hohen Anteil an der einfach ungesättigten Ölsäure (C18:1), die auch in Olivenöl die Hauptfettsäure ist. Avocados liefern fettlösliche Vitamine, Ballaststoffe und viel Kalium. Ob Avocados reif sind, erkannt man daran, dass die Schale auf Fingerdruck nachgibt oder daran, dass die Frucht ihren Glanz verliert. Verzehrt wird sie roh, denn beim Kochen wird die Frucht bitter. Aus dem Fruchtfleisch und aus dem Kern lässt sich Öl herstellen, Schale und Kern selbst sind jedoch ungenießbar. Avocado-Fruchtfleisch eignet sich unter anderem für Smoothies und Säfte, Salate, Dips (Guacamole), als Beilage, Brotaufstrich oder als Basis für vegane Desserts.1,2,3

Kritik

Kritik erfährt der vermehrte Avocado-Konsum wegen der teils sogar illegal vollzogenen Rodungen zur Schaffung von Anbaufläche, wegen der entstandenen Monokulturen samt hohem Pestizideinsatz bei konventionellem Anbau und wegen des verhältnismäßig großen Wasserbedarfs. Der Transport per Schiff ist zwar emissionsärmer als per Luftfracht, verlangt jedoch Energie zur Kühlung der Früchte.1

Diese Kritik am Avocado-Anbau und -Transport ist berechtigt, jedoch sollte in Relation auch Folgendes berücksichtigt werden: Zwar ist der Wasserfußabdruck für ein Kilogramm Avocado mit circa 1100 Liter Wasser höher als der von Gemüse (322 l/kg), Obst (962 l/kg) oder stärkehaltigem Wurzelgemüse (387 l/kg), aber immer noch niedriger als der Wasserfußabdruck für ein Kilogramm Getreide (1644 Liter), Hülsenfrüchte (4055 Liter), Nüsse (9063 Liter) und erst recht niedriger als der für Fleisch (je nach Sorte: 4325 bis 15415 Liter).1,4



Literatur:
1. Derndorfer E (2017) Avocado: Hype um eine grüne Frucht. ernährung heute 1/2017: 12–15
2. Wikipedia: Avocado.
3. aid infodienst e. V. Kennwort Lebensmittel. Basiswissen kompakt. CD-Rom, 3. Aufl., Bonn (2010) 4. Water Footprint Network. Water footprint of crop and animal products: a comparison.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 auf Seite M367.

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