Verbraucher sind hohe Preise nicht gewohnt

  • 14.01.2008
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  • Redaktion

Selten standen Verbraucherpreise so im Mittelpunkt der Diskussionen wie im Jahr 2007, vor allem die massiven Erhöhungen bei Milchprodukten. Diese Einschätzung traf Dr. Paul Michels, Leiter der ZMP-Abteilung Marktforschung, auf der Jahrespressekonferenz der ZMP. Auch die Preise für Mehl, Brot und Geflügel haben angezogen.

Fleisch vom Schwein und Rind ist dagegen günstig geblieben. Die Obst- und Gemüsepreise lagen etwas über dem Vorjahr. Die deutlichen Steigerungen bei Nahrungsmitteln werden vom Verbraucher als ungewöhnlich drastisch empfunden.

Bislang lagen die Lebensmittelpreise eher auf niedrigem Niveau lagen. entsprechend bremsten sie in den letzen Jahren die Inflation in Deutschland. Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im September 2007 um 18 % teurer als vor 16 Jahren. Die allgemeine Lebenshaltung legte im gleichen Zeitraum um etwa 37 % zu. Nahrungsmittel und Getränke machten im Jahr 2006 aber nur 12,9 % der Konsumausgaben aus. 1991 waren es noch 15,8 %.

Die Ausgaben für andere Bereiche haben sich demgegenüber erheblich dynamischer entwickelt. Kosten für Wohnung und Verkehr schlugen im Jahr 1991 mit 34,2 % zu Buche, 15 Jahre später entfielen darauf 38,5 % der Konsumausgaben. Die Zeiten unterproportionaler Preissteigerungen bei Lebensmitteln gehören wahrscheinlich der Vergangenheit an, so Dr. Michels. Ihr Beitrag zur Inflation werde aber durch den geringen Anteil an den Gesamtkonsumausgaben begrenzt.

Im Vergleich zu den anderen EU-Ländern sind die Lebensmittelpreise in Deutschland verhältnismäßig günstig. Im Jahr 2006 lag das Preisniveau der ehemaligen EU-15 nur in vier Mitgliedstaaten unter dem deutschen – und zwar in den Niederlanden, Portugal, Spanien und Griechenland. In den 10 anderen Ländern berichtet Eurostat über teilweise deutlich höhere Preise. In den meisten ost- und südeuropäischen Beitrittsländern sind besonders die einheimischen Produkte noch preiswert.

In Deutschland nutzt eine Familie im Jahr rund sieben unterschiedliche Supermärkte, deren Angebote und Preise sie vergleichen kann. Die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten bedeutet für die Lebensmittelhändler knallharten Wettbewerb. Besonders erfolgreich in diesem Wettbewerb sind die Discounter, die es schaffen, durch große Abnahmemengen bei ihren Lieferanten, effiziente Logistik und Verzicht auf Bedienung und Beratung zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Inzwischen haben Discounter bei uns einen Marktanteil von mehr als 40% – das ist der Spitzenwert im EU-Vergleich.

Der härteste Wettbewerb Europas und die hohe Bedeutung der Discounter halten also die Preise für die Verbraucher in Deutschland auf Minimalniveau. Entspannt sich die weltweite Versorgungslage, wird der Handel diesen Spielraum wieder für Preissenkungen zu nutzen wissen, so das Fazit von Dr. Michels. (14.01.08)

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