Ernährungsmanagement in der Klinik verbessert Patienten-Outcome und spart Kosten

  • 14.06.2011
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  • Redaktion

Als eine der ersten Kliniken in Deutschland hat die Universitätsklinik Frankfurt erfolgreich ein Ernährungsmanagement implementiert. Dadurch spart die Klinik etwa ein Fünftel der Kosten für die Ernährungstherapie. Zudem stieg die Zufriedenheit der Patienten an.

Aktuelle Untersuchungen zeigen darüber hinaus, dass eine Ernährungsintervention bei mangelernährten Patienten die Überlebenszeit erhöht, die Krankenhausverweildauer reduziert und die Lebensqualität verbessert.1

Durch das systematische Ernährungsmanagement ist die Anzahl der parenteral ernährten Patienten zurückgegangen. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil enteraler Kost um etwa 20 %. Die Zufriedenheit der Betroffenen und deren Lebensqualität ist im gleichen Zeitraum gestiegen. „Durch die umfassende Dokumentation lässt sich die Mangelernährung für die Klinik zudem kodieren, die Erlöse nehmen zu“, so Dr. Jörg BOJUNGA, Leiter des Schwerpunkts Ernährungsmedizin der Medizinischen Klinik I in Frankfurt. Gleichzeitig sinken die Kosten für die Ernährungstherapie durch das rationale Ernährungsmanagement um ca. 20 %.

Eine angemessene Ernährungstherapie wirkt sich zudem positiv auf das Outcome mangelernährter Patienten aus: Eine aktuelle US-amerikanische Studie wies beispielsweise nach, das frühzeitige Sondenernährung Mortalität, Dauer des Aufenthaltes auf der Intensivstation und Pneumonierate bei kritisch kranken Patienten deutlich verringert.2 Einer Metaanalyse von Stratton et al. zufolge reduziert zusätzliche Trinknahrung bei Patienten mit Mangelernährung die Letalität um 38 % und die Komplikationsrate um 71 %.3

Klar strukturierte Arbeitsabläufe optimieren Prozesse

Als zentrale Entscheidungsinstitution fungiert in Frankfurt eine Ernährungskommission. Unter der Leitung der Medizinischen Klinik I (Direktor: Prof. Dr. S. ZEUZEM) sind an der EK Vertreter aller Fachkliniken, der Pflege und der Pflegeforschung, des Einkaufs, der Küche und der Apotheke beteiligt. Seit 2009 wird Mangelernährung mit Hilfe des gut evaluierten und von Fachgesellschaften empfohlenen Nutritional Risk Screenings (NRS) diagnostiziert.

Ebenso etablierte die Klinik den Expertenstandard Ernährungsmanagement für die Pflege. Die Daten erhebt das Pflegepersonal und trägt sie direkt in die elektronische Patientenakte ein. „Bis zu 80 % aller Patienten durchlaufen bei uns das NRS“, erläutert BOJUNGA. Für die Ernährungstherapie erhalten Ärzte Entscheidungshilfen, in denen die Leitlinienempfehlungen der Fachgesellschaften durch Algorithmen in einen klinischen Handlungspfad integriert sind. Das vereinfacht die Entscheidung und spart unnötige Ernährungskonsile.

Auch technische Voraussetzungen müssen stimmen

Der Erfolg des Konzepts ist allerdings an Bedingungen geknüpft. Ganz wesentlich sei die Unterstützung durch den Klinikvorstand, so der Experte. Die Maßnahmen müssten bei Mitarbeitern und Patienten Akzeptanz finden. Dazu müsse das Wissen um die Relevanz der Ernährungstherapie verbessert werden. Das geht nur mit Schulungen des Personals und einer offenen Diskussion. Die technischen Voraussetzungen müssen ebenfalls stimmen. „Ohne eine elektronische Patientenakte wäre das System in Frankfurt nicht denkbar“ meint BOJUNGA abschließend. Literatur: 1) Volkert D et al. Clin Nutr 2006, 25:330-360; 2) Woo SH et al. Nutr Clin Pract 2010, 25:205-211; 3) Stratton RJ et al. Oxon: CABI Publishing 2003. Quelle: Pressemitteilung der Universitätsklinik Frankfurt vom 31.05.11 (14.06.11)

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