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NeuroFAST: Macht Essen süchtig?

  • 15.09.2014
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Wenig Bewegung, dafür mehr Kalorien: Viele Menschen werden immer dicker und leiden an Adipositas – vor allem in Industrieländern, in denen fettes, kohlenhydratreiches Essen leicht verfügbar ist. Welche Rolle die Nahrungsbestandteile innerhalb dieser „Ess-Sucht“ spielen könnten, fragte sich ein internationales Team aus Ernährungswissenschaftlern, Verhaltensbiologen sowie Kinder- und Jugendpsychiatern unter dem Dach des EU-Projekts NeuroFAST. Die Forscher untersuchten u. a. die Zusammenhänge zwischen Stress, Sucht und Essverhalten. Ihre Schlussfolgerungen veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Neuroscience & Biobehavioral Reviews [1].

An dem Projekt beteiligt waren auch Forscher der Universität Duisburg-Essen (UDE) von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LVR Klinikum unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Hebebrand. Das Essener Team befasste sich vor allem mit den Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Psyche. Das Forschungsteam fand heraus, dass fettige, übersüßte oder stark gesalzte Lebensmittel den Weg in die Ess-Sucht ebnen, ähnlich Spielautomaten, die eine Spielsucht begünstigen. Die Reize sind laut Bericht allgegenwärtig bis hin zu Snack- oder Softdrink-Automaten, die es selbst in oder an Schulen gibt. Es gäbe jedoch keinen einzelnen, gut identifizierbaren Süchtigmacher in der Nahrung wie etwa Zucker und Fett. Deshalb sei krankhaftes Essen auch nicht mit der Alkohol- oder Nikotinsucht zu vergleichen, so Projektmitarbeiter Dr. Özgür Albayrak. Aus Sicht der Wissenschaftler sei das Essverhalten entscheidend. 

Psychologische Faktoren, die die Nahrungsaufnahme steuern, sind nach Meinung der Forscher maßgeblich dafür verantwortlich, wenn das Essen zur Sucht wird. Bislang fehle es allerdings an wissenschaftlich fundierten, psychiatrische Kriterien, mit der sich diese verhaltensbezogene Sucht charakterisieren lasse. "Wenn wir genauer verstehen würden, wie industriell gefertigte Lebensmittel, psychologische Faktoren und psychiatrische Begleiterkrankungen zur Suchtausbildung führen, könnten wir betroffenen Menschen noch gezielter helfen”, äußerte sich Prof. Dr. Johannes Hebebrand.

1. Hebebrand J, Albayrak Ö, adan R (2014) “Eating addiction”, rather than “food addiction”, better captures addictive-like eating behavior. Neuroscience & behavioral Reviews [Avvailable online 6 September 2014]. DOI: 10.1016/j.neubiorev.2014.08.016

Hier geht es zur Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Bildquelle: © Thinkstock / Zhenikeyev

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