Forscher Matthias Tschöp (li.) und Brian Finan / © Helmholtz Zentrum München
Forscher Matthias Tschöp (li.) und Brian Finan / © Helmholtz Zentrum München

Helmholtz Zentrum: Synthetisches Tripel-Hormon gegen Adipositas und Diabetes konstruiert

  • 17.12.2014
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  • Redaktion

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrum München (HMGU) und der Technischen Universität München (TUM) haben gemeinsam mit der Indiana University einen Wirkstoff konstruiert, der die Wirkungen von drei Magen-Darm-Hormonen vereint. Das Molekül senkte im Tierversuch den Blutzuckerspiegel und das Körperfett. Die Ergebnisse zu dem „Tripel-Hormon“ wurden in Nature Medicine veröffentlicht. 

Das Team um Professor Dr. Matthias Tschöp (Helmholtz Diabetes Center am HMGU sowie Lehrstuhl für Stoffwechselerkrankungen der TUM) und Professor Richard DiMarchi (Indiana University) forscht an neuartigen Therapieansätzen für Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas. Die Forscher designen neue Moleküle, die die Wirkungen verschiedener Stoffwechselhormone vereinen. Der neu konstruierte Wirkstoff vereint GLP-1 (Glucagon-like-peptide 1), GIP (Gastric Inhibitory Peptide oder Glucose-dependent Insulinotropic Polypeptide) und Glukagon. Die Forscher hatten bereits mehrere unimolekulare Hormon-Duos konstruiert, die die Wirkungen zweier stoffwechselaktiver Hormone vereinten.

Das neu entwickelte Dreifachhormon senkte im Tiermodell Blutzuckerspiegel, Appetit und Körperfett drastisch und verbesserte Leberverfettung, Cholesterinwerte und Kalorienverbrennung. Der Tri-Agonist senkte das Körpergewicht um etwa 30 Prozent. Zudem zeigte sich bei dem Dreifachhormon eine deutlich verbesserte Insulinsensitivität.

Das Tripel-Hormon wirkt dabei spezifisch und zu gleichen Teilen an drei Zielorten: den Rezeptoren von GLP-1, GIP und Glukagon. GLP-1 und GIP bewirken eine vermehrte Insulinausschüttung und senken dadurch den Blutzuckerspiegel. Darüber hinaus zügelt GLP-1 den Appetit. Glukagon steigert langfristig v. a. die Kalorienverbrennung. „Diese dreifache Hormonwirkung in einem einzigen Molekül zeigt eine bisher unerreichte Effektivität. So werden gleichzeitig mehrere Kontrollzentren des Stoffwechsels beeinflusst und zwar in der Bauchspeicheldrüse, in der Leber, im Fettgewebe sowie im Gehirn“, erklärt Erstautor Brian Finan vom Helmholtz Diabetes Center.

„Der wichtigste nächste Schritt sind klinische Studien. Außerdem wollen wir weiter an personalisierten Therapiekonzepten arbeiten und versuchen, mit Kombinationsmolekülen aus vier, fünf oder mehr Hormonkomponenten den Stoffwechsel individuell noch effizienter zu programmieren.“, fasst Prof. Tschöp die weiteren Forschungsvorhaben zusammen.

Literatur:
Finan B, Yang B, Ottaway N et al. (2014) A rationally designed monomeric peptide triagonist corrects obesity and diabetes in rodents. Nat Med [Published online  08 December 2014]

Quelle: Helmholtz Zentrum München

Bild: Forscher Matthias Tschöp (li.) und Brian Finan / © Helmholtz Zentrum München

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