© Deutscher Tierschutzbund e. V.
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Zweistufiges Tierschutzlabel

  • 18.02.2013
  • News
  • Redaktion

Der Deutsche Tierschutzbund e. V. hat das zweistufige Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ eingeführt. Mit dem Label werden ab 2013 Produkte tierischen Ursprungs gekennzeichnet, die vorgegebene Standards in Bezug auf den Tierschutz einhalten. Die Standards sollen den Tieren in der Landwirtschaft – insbesondere in der konventionellen – ermöglichen, ihren artspezifischen Verhaltensweisen und den damit verbundenen Bedürfnissen an ihre Haltungsumgebung nachzukommen. Dies ist aus Sicht des Tierschutzbundes durch die gesetzlichen Vorgaben bislang nicht gewährleistet.

Das Label startet zunächst mit Produkten von Masthühnern und Mastschweinen. Langfristig soll es aber auf alle landwirtschaftlich genutzten Tiere ausgeweitet werden. Die Erarbeitung der einzelnen Kriterien sowie der fachlichen Inhalte des Tierschutzlabels erfolgt in Facharbeitsgruppen.

Für großindustrielle Tierhaltung ist das Tierschutzlabel nicht erreichbar, denn es gelten Bestandsobergrenzen, und Gentechnik ist langfristig ausgeschlossen. Umfangreiche Zertifizierungs- und unabhängige Kontrollsysteme sichern dem Deutschen Tierschutzbund zufolge die Aussagen des Tierschutzlabels ab.

Den Fleischkonsum soll das Label nicht bewerben – vielmehr soll es Käufern, die weiterhin Fleisch essen möchten, eine Orientierungshilfe bieten und sie animieren, den Tierschutz beim Einkauf mit einzubeziehen.

Zweistufigkeit
Das Tierschutzlabel kann in zwei Anforderungsstufen vergeben werden: Einstiegsstufe und Premiumstufe. Der Tierschutzbund begründet: „Wir müssen die Landwirte da abholen, wo sie sind und machbare Lösungen anbieten – deshalb die Zweistufigkeit.“ Beiden Stufen liegen jeweils verbindliche Anforderungen an die Tierhaltung, den Tiertransport und die Schlachtung zugrunde. Mit einem größeren Platzangebot, Strukturen und Beschäftigungsmöglichkeiten bietet der Einstiegsstandard einen ersten Mehrwert für die Tiere, weit über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus. Der Premiumstandard entspricht mit einem noch höheren Platzangebot bzw. Außenklimabereichen oder Auslaufmöglichkeiten den Anforderungen an eine tiergerechte Haltung. Durch das zweistufige System soll ein möglichst breiter Marktzugang und damit Verbesserungen für eine möglichst große Anzahl an Tieren erreicht werden.

Label-Entwicklung
Das Tierschutzlabel orientiert sich an dem Konzept, das von der Initiativgruppe „Tierwohl-Label" ausgearbeitet wurde. Diese Gruppe wurde durch die Universität Göttingen ins Leben gerufen und setzte sich aus Vertretern der Wissenschaft, Landwirtschaft, Verarbeitung, des Einzelhandels sowie des Deutschen Tierschutzbundes zusammen. Ende Juni hatte sich der Deutsche Tierschutzbund dazu entschieden, die Trägerschaft für das Tierschutzlabel zu übernehmen. In der weiteren Entwicklung wird das Label durch einen Beirat begleitet, der ausgewogen aus Teilnehmern aller Interessensgruppen besetzt ist (Wissenschaft, gesellschaftliche Vertreter, Vertreter der ökologischen Landwirtschaft, Vermarkter, Handel). Er berät zu den Labelinhalten, Marketingmaßnahmen sowie zur Weiterentwicklung und zu den Zielen des Tierschutzlabels. Seine Empfehlungen gibt der Beirat an den Deutschen Tierschutzbund, der auf dieser Grundlage Entscheidungen für die Umsetzung trifft. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) hatte die Entwicklung des Tierschutzlabels mit > 1 Mio. € gefördert.

Kommentar: (umk) Noch ein Label! Sicher ist jeder Ansatz zu begrüßen, Fehlentwicklungen in der Tierhaltung zurückzudrängen. Doch stellt sich bei jedem neuen Label die Frage, inwieweit der Informationswert für die Verbraucher steigt (vgl. Weiß C [2008] Zeichenvielfalt auf Lebensmitteln: ein Wegweiser. Ernährungs Umschau 55[2]: 83 ff., 55[6]: 340 ff. sowie 55[7]: 408 ff). Wie viele Label verträgt eine Verpackung? Was ist in der Bilanz besser – Bio + fair oder Tierschutzlabel + Regionalitätsnachweis? Brauchen wir weitere Siegel oder sollte man überlegen, neben der Zutatenliste eine einheitliche Tabelle mit normierten Angaben zur Erzeugungsweise (betrifft Fangmethoden bzw. Tierhaltung ebenso wie fairen Handel), Herkunft, Qualitätsmanagement und Klimabilanz des jeweiligen Produkts auf der Verpackung zu platzieren?
Quellen:
- www.tierschutzlabel.info/tierschutzlabel/
- Deutscher Tierschutzbund e. V., Pressemeldung vom 23.10.2012
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Pressemeldung vom 16.01.2013
(18.02.13)

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