© Nenov/iStock/Thinkstock
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Neue Studie: Schützt Schokolade das Herz?

Der Verzehr von 100 Gramm Schokolade pro Tag korreliert mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies berichten Forscher unter anderem von der University of Aberdeen in einer Studie mit über 20.000 Probanden. Dass Schokolade wirklich gut fürs Herz ist, beweisen die Ergebnisse allerdings nicht.

Für die in der britischen Fachzeitschrift „Heart" veröffentlichten Studie werteten die Wissenschaftler die Angaben von rund 21.000 Menschen der sogenannten European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) Studie im britischen Norfolk aus. Die Teilnehmer waren zu Beginn der Studie 60 Jahre alt und wurden fast zwölf Jahre lang begleitet. Dabei wurden sie langfristig unter anderem zu ihren Verzehr- und Lebensgewohnheiten befragt. Knapp 15 Prozent der Männer und Frauen entwickelten während dieser Zeit eine tödliche oder nicht tödliche koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall.

Ein Fünftel der Teilnehmer gab an, überhaupt keine Schokolade zu essen. Der tägliche Konsum der anderen Befragten lag bei durchschnittlich sieben Gramm (ca. ein Stück) bis zu 100 Gramm pro Tag. Die Auswertung zeigte, dass der Verzehr von Schokolade das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 11 Prozent senkt. Das Risiko, an einer solchen Erkrankung zu sterben, lag bei den Schokoladen-Fans zu 25 Prozent unter dem der Schoko-Verweigerer.

Hinzu kommt, dass die Teilnehmer mehr Milchschokolade aßen – die vermeintlich ungesündere Schokolade. Sie enthält weniger Kakao als Bitterschokolade und damit weniger der so genannten Flavonoide. Dies sind sekundäre Pflanzenstoffe, die zum Beispiel antioxidativ, entzündungshemmend oder antibiotisch wirken können.

Kein endgültiger Beweis
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Statt Schokolade: Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung beugt Herzerkrankungen vor. © michaeljung / iStock / Thinkstock

Die Wissenschaftler stellten zwar einen Zusammenhang zwischen dem Schokoladenkonsum und der Herzgesundheit fest, damit beweist die Studie aber nicht, dass der Verzehr der Süßigkeit wirklich das Herz schützt. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können demnach keine endgültigen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung gezogen werden.

Die Forscher räumten ein, dass Fragebögen zur Ernährung Befangenheit auslösen und zu ungenauen Angaben führen können. Außerdem könnte es sein, dass gerade die Teilnehmer, die ein bekanntes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, automatisch weniger Schokolade verzehren. Hierzu zählen unter anderem Personen mit einem Diabetes mellitus oder mit Übergewicht.

Weiterhin sei es auch möglich, so die Wissenschaftler, dass die Schokoladenesser andere Verhaltensweisen an den Tag legen, die gut für ihr Herz sind. Wer insgesamt gesund lebt, Sport treibt und auf seine Ernährung achtet, läuft seltener Gefahr durch zusätzlichen Schokoladenkonsum eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. In diesem Fall schadet das eine oder andere Stück nicht, es wird das Herz allerdings auch nicht schützen.



Weitere Informationen:

Originalpublikation: Habitual chocolate consumption and risk of cardiovascular disease among healthy men and women. Chun Shing Kwok et al. in Heart; doi: 10.1136/heartjnl-2014-307050

Pressemitteilung der University of Aberdeen



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Bitterschokoladenverzehr in Deutschland / ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/12 von Seite 626 bis 631

Gesund mit Schokolade? / ERNÄHRUNGS UMSCHAU 07/13 von Seite S27 bis S30

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