Steuer auf Fett in Lebensmitteln – Was bringt das?

  • 18.10.2010
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  • Redaktion

In Dänemark wird sie demnächst eingeführt, andere Länder diskutieren sie: Die Fettsteuer auf Lebensmittel, die besonders fettreiche Produkte wie Fleisch, Butter und Schokolade teurer macht. Privatdozentin Dr. Silke THIELE, Institut für Ernährungswirtschaft und Verbrauchslehre in Kiel, hat auf der Basis von 12 000 Haushalten berechnet, welche Effekte eine Fettsteuer in Deutschland hätte.

Die Ergebnisse stellte die Ernährungsökonomin auf der internationalen Tagung der europäischen und amerikanischen Agrarökonomen "The Economics of Food, Food Choice and Health" an der Technischen Universität München vor. Ihr Szenario: Der Lebensmittelpreis steigt um 0,5 Ct/g gesättigtem Fett. Das hätte zur Folge, dass beispielsweise Vollmilch etwa 11 Ct/l mehr kosten würde und fettarme Milch etwa 5 Ct.

Tatsächlich würde sich das Ernährungsverhalten der Bevölkerung zum Positiven hin verändern: Die Konsumenten würden weniger tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Käse und Eier verzehren, dafür jedoch mehr Obst, Gemüse und Getreideprodukte. Dies führt im Durchschnitt zu einer Senkung der Energieaufnahme um rund 70 kcal pro Person und Tag und damit im Verlauf eines Jahres vermutlich zu einer Gewichtsreduktion im Kilobereich.

Die Umstrukturierung des Lebensmittelverbrauchs bringt jedoch auch Nachteile mit sich, stellte THIELE fest. Die Aufnahme bestimmter Nährstoffe, bei denen in Deutschland ohnehin eine Unterversorgung vorliegt, würde sich weiter reduzieren. Dazu gehören z. B. Vitamin D und Jod. Auch die Versorgung mit Calcium – ein wichtiger Nährstoff zur Vorbeugung von Osteoporose und auch in der Ernährung von Kindern – könnte für einige Bevölkerungsgruppen problematisch werden. Außerdem wäre die finanzielle Belastung nicht bei allen Haushalten gleich. Ärmere müssten höhere Einkommenseinbußen hinnehmen als Haushalte mit hohem Einkommen.

Angesichts dieser Ergebnisse bezweifelte die Wissenschaftlerin, dass eine Fettsteuer auf Lebensmittel das geeignete Mittel zur Reduzierung des Übergewichts ist. "Die höheren Kosten für fetthaltige Lebensmittel müssen auch Normalgewichtige tragen", sagte sie. Darüber hinaus sei Fett nicht grundsätzlich ungesund und Träger wichtiger fettlöslicher Vitamine. Quelle: aid (18.10.10)

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