Humana zieht Konsequenzen aus Fehlern bei der Produktion von Säuglingsnahrung

  • 18.11.2003
  • News
  • Redaktion

Menschliches Versagen ist die Ursache für die fehlerhafte Deklaration der für den israelischen Markt bestimmten, neu entwickelten Sojanahrung Remedia Super Soya (Remedia Super Soya 1 und Super Soya Junior). Das haben betriebsinterne Untersuchungen der Humana GmbH ergeben. Die Firma hat bereits personelle Konsequenzen gezogen. Vier verantwortliche Mitarbeiter wurden heute entlassen und mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Es handelt sich hierbei um die leitenden Mitarbeiter aus der Produktentwicklung, dem chemischen Zentrallabor und dem Qualitätsmanagement. Die Positionen sind zunächst kommissarisch besetzt worden.

Die Firma hat zusätzliche Sicherungen in das eigene Qualitätsmanagementsystem eingebaut. Diese reichen über die üblichen Kontrollstandards bei der Herstellung von Babynahrung hinaus. Ab sofort wird bei sämtlichen Neurezepturen und Rezeptänderungen von Humana-Produkten vor der Freigabe zur Erstproduktion eine labortechnische Vollanalyse der Inhaltsstoffe zwingend vorgeschrieben. Erst wenn das externe Labor bestätigt, dass die Angaben zu den Inhaltsstoffen korrekt sind, darf das Produktionsverfahren freigegeben werden.

Zusätzlich müssen bei jeder Neurezeptur und Rezeptänderung in Zukunft die verantwortlichen Geschäftsführer sowohl der Produktentwicklung als auch der Qualitätssicherung die Einhaltung des Qualitätskontrollverfahrens schriftlich bestätigen. Vorher erfolgt keine Freigabe der Produkte zur Auslieferung.

Sollten es die zuständigen Behörden ihrerseits für erforderlich halten, bei Neurezepturen und Rezeptänderungen entsprechende Untersuchungen und Registrierungen obligatorisch einzuführen, würde das von Humana ausdrücklich unterstützt werden. Bis dahin greift die Selbstverpflichtung der Firma.

Auf Grund von Nachfragen besorgter Verbraucher und um jeden Zweifel in der Öffentlichkeit auszuräumen hat Humana insgesamt 53 Babynahrungsprodukte auf den Vitamin-B1-Gehalt durch zwei akkreditierte Untersuchungsinstitute untersuchen lassen. Ein Teil der Ergebnisse liegt bereits vor und bestätigt die absolute Unbedenklichkeit der Säuglingsnahrung in Bezug auf Vitamin B1. Die restlichen Ergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet.

Die Ergebnisse der betriebsinternen Untersuchungen im Detail
Der erste Fehler wurde in der Produktentwicklung der neuen Sojanahrung gemacht. Wie bereits bekannt gegeben, sind bei der Entwicklung der neuen Sojanahrung Analysendaten falsch interpretiert worden. Dies hatte zur Folge, dass fälschlicherweise auf die übliche Vitamin-B1-Supplementierung verzichtet wurde. Diese Entscheidung wurde von den Verantwortlichen einsam und ohne Information der Unternehmensleitung gefällt. Allein der Umstand an sich hätte zu einer nochmaligen Überprüfung der Vitaminberechnungen führen müssen.

Der zweite Fehler geschah im Bereich der Qualitätskontrolle. Obwohl gesetzlich nicht vorgeschrieben, sah das Humana-Qualitätsmanagement eine labortechnische Untersuchung der Inhaltsstoffe als Kann-Bestimmung vor. Dies wurde üblicherweise bei Rezeptänderungen auch so gehandhabt und ist auch im Falle der für Israel bestimmten Sojanahrung geschehen.

Bei den Labordaten, die von der LUFA-ITL GmbH in Kiel Mitte Mai zurückgeschickt wurden, fehlten sämtliche Vitaminanalysen. Dennoch wurde das Untersuchungsergebnis von den wissenschaftlichen Mitarbeitern von Humana als vollständig akzeptiert.

Der Vorgang ist um so unverständlicher, da angesichts der in diesem Fall offenkundiger Abweichung von der erforderlichen Praxis, in Bezug auf die Beimischung von Vitamin B1, die fehlenden Vitaminanalysen nicht erneut angefordert wurden.

Der dritte Fehler geschah, als das Fehlen der Vitamindaten im September zufällig auffiel. Eine entsprechende Nachfrage bei der LUFA erfolgte am 22.09.03. Dort wurde bestätigt, dass die Vitamine insgesamt nicht untersucht wurden. Eine notwendige Intervention unterblieb.

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