Schematische Darstellung vom Bakterium.
Ein „Chamäleon“ im Magen: Helicobacter pylori-Bakterien können DNA-Fragmente austauschen. © royaltystockphoto / iStock / Thinkstock

Wie ein menschlicher Fingerabdruck: Helicobacter pylori variiert seine Gene

  • 19.07.2016
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  • Redaktion

Etwa 40 Prozent der Deutschen sind bereits chronisch infiziert: Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben herausgefunden, warum sich der Magenkrebserreger Helicobacter pylori so genau an den Menschen anpassen kann.

Drei Forscher mit Petrischalen.
Prof. Dr. Sebastian Suerbaum (Mitte) mit der Doktorandin Iratxe Estibariz und dem Postdoc Dr. Florent Ailloud, die an dem Nachfolgeprojekt der Helicobacter-Studie arbeiten. © MHH/Kaiser

Helicobacter pylori variiert im Laufe der Infektion seine Gene und passt sich individuell an seinen Wirt an. Bereits bekannt war, dass zwei verschiedene Helicobacter pylori-Bakterien DNA-Fragmente austauschen, wenn sie im Magen aufeinander treffen. Die Wissenschaftler der MMH stellten nun fest, dass die große Individualität auf zwei Aufnahmemechanismen beruht, die zur Integration von Fragmenten unterschiedlicher Längen führen.

Die Aufnahme ganz kurzer Genschnipsel, die weniger als 50 Basenpaare lang sind, ermögliche den Bakterien eine extrem hohe Variabilität innerhalb der Gene. Die Aufnahme längerer, im Durchschnitt 1600 Basenpaare umfassende, DNA-Stücke sorge für Konstanz und die Möglichkeit, ganze Gene auszutauschen. Der Effekt des Erbgut-Austausches ähnele sogar dem, der bei sexuell reproduzierenden Organismen stattfindet, sagt Professor Dr. Sebastian Suerbaum, Leiter des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene.

Helicobacter pylori besitzt viele Restriktionsenzyme, die eindringende fremde DNA zerschneiden. Doch die aufgenommenen Stücke von DNA anderer Helicobacter pylori-Bakterien werden unabhängig von diesen Enzymen in das Erbgut integriert.

Magenkrebs vorbeugen

Etwa 40 Prozent der Deutschen sind chronisch mit Helicobacter pylori infiziert. Der Erreger kann unter anderem Magengeschwüre verursachen und ist für den größten Teil der Magenkrebserkrankungen verantwortlich. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Patienten, die behandelt werden, seltener Magenkrebs bekommen als unbehandelte Patienten. Die Empfehlungen für die Behandlung des Magenkrebserregers sind daher deutlich ausgeweitet worden. 

Die große genetische Variabilität von Helicobacter pylori wird auch als eine wichtige Hürde für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen diesen Erreger angesehen.

Quelle: MHH

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