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In der Mutterkuhhaltung, einer Form der extensiven Rinderhaltung, säugen die Tiere ausschließlich ihr Kalb und geben keine Milch zur Milchgewinnung. © GordonImages/iStock/Thinkstock

Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung: Hohe Wertschätzung beim Kunden

  • 20.04.2015
  • News
  • Nina Weiler

Seit 2004 existiert ein umfassendes Kennzeichnungssystem, das Konsumenten detailliert Auskunft über die Herkunft von Eiern liefert. Wissenschaftler der Universität Kassel untersuchten nun in einem Kaufexperiment, ob diese Art der Kennzeichnung auch auf Rindfleisch übertragbar ist. Im Focus standen insbesondere alternative Haltungsverfahren bei Rindern.

© BÖLN
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Nicht nur bei Eiern, auch bei der Rindfleischerzeugung gibt es eine große Bandbreite verschiedenster Haltungsformen: von der Stallmast der Bullen oder Ochsen bis hin zu extensiven Haltungsformen auf der Weide. Doch bislang ist es an der Fleischtheke nicht üblich, etwa Rindfleisch aus Weidemast oder Mutterkuhhaltung besonders auszuzeichnen. Dabei gelten diese Formen als die natürlichste Haltungsform von Rindern.

Im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) haben Antje Risius und Professor Ulrich Hamm untersucht, ob Verbraucher alternative Haltungsverfahren bei Rindern bevorzugen. Dafür unterzogen sie rund 680 Verbraucher in sechs LEH-Geschäften einem Kaufexperiment. Angeboten wurden ihnen 200 g schwere Steaks von Rindern, die sich im Haltungsverfahren (extensive Mutterkuhhaltung, Weidehaltung oder Stallhaltung), in der Produktionsweise (konventionell oder ökologisch) und preislich (1,98 Euro; 3,98 Euro; 5,98 Euro oder 7,98 Euro) unterschieden.

Besonders gefragt: Frische, Geschmack und artgerechte Haltung

Das Ergebnis: Die Höhe des Preises spielt für die meisten Befragten beim Kauf von Rindfleisch keine zentrale Rolle. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, dass ein niedriger Preis für sie wichtig sei. Dahingegen haben die Einstellungsmessungen deutlich gemacht: Für mehr als 70 Prozent der Verbraucher kommt es beim Rindfleischkauf vor allem darauf an, dass es frisch ist (79 Prozent), gut schmeckt (74 Prozent) und aus artgerechter Tierhaltung (72 Prozent) stammt.

Dementsprechend entschieden sich die meisten Teilnehmer bei den Auswahlexperimenten für die Produkte aus Weidehaltung oder extensiver Mutterkuhhaltung. Wurden sie vorab darüber aufgeklärt, was das Besondere der Mutterkuhhaltung ausmacht, wirkte sich dies positiv auf ihre Kaufentscheidung und Zahlungsbereitschaft aus. Für ein 200 g Rinder-Hüftsteak waren sie bereit, zwischen 4,99 Euro und 9,97 Euro zu bezahlen.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen einmal mehr, dass Verbraucher Produkte aus artgerechter Haltung zu schätzen wissen“, so das Fazit von Professor Hamm. Was auf dem Eiermarkt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt gelten würde, nämlich eine deutliche Preisdifferenzierung nach dem Haltungssystem, ließe sich auch auf den Rindfleischbereich übertragen.

Den Anbietern rät er daher, das Fleisch aus extensiver Mutterkuhhaltung am Verkaufsort besonders herauszustellen und die Kunden über die besonderen Vorzüge dieser Haltungsform zu informieren. Nicht zuletzt berge die extensive Mutterkuhhaltung auf der Weide ein großes, bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, um die artgerechte Tierhaltung voranzutreiben und die für unsere Artenvielfalt so wichtigen Naturschutz- und Weideflächen zu erhalten.

Nina Weiler für BÖLN



Weitere Informationen:

Die offizielle Bezeichnung der hier beschriebenen Studie lautet: "Konzept zur Produktdifferenzierung am Rindfleischmarkt - Kommunikationsmöglichkeiten und Zahlungsbereitschaft für Rindfleisch aus extensiver, artgerechter Mutterkuhhaltung auf Grünland". Der Schlussbericht steht zum Download unter orgprints.org/27867/

www.bundesprogramm.de

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