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Reizdarmsyndrom: Wissenschaftler planen genaue Charakterisierung der Beschwerden

  • 20.05.2016
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  • Redaktion

Über ein internationales Projekt der niederländischen und der deutschen Fachgesellschaften für Gastroenterologie wollen Wissenschaftler aus Heidelberg und Maastricht umfangreiche Diagnoseprotokolle und Fragebögen zur genauen Charakterisierung der Beschwerden von Reizdarmpatienten in vier europäischen Ländern einführen und auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen.

Das Reizdarmsyndrom verursacht Beschwerden, für die sich keine eindeutige körperliche Ursache finden lässt. Meist leiden die Betroffenen unter wiederkehrendem Durchfall, Bauchkrämpfen, Verstopfung oder Blähungen. Häufig begleitet wird das Syndrom von weiteren Erkrankungen wie Migräne, Fibromyalgie, chronischer Müdigkeit, Angststörungen und De­pressionen, die die Lebensqualität der Betroffenen stark belasten. Große internationale Studien gibt es auf diesem Gebiet bisher nicht.

Diesem Defizit will sich nun das Forscherteam annehmen, deren Projekt kürzlich mit dem UEG LINK Award der Dachorganisation „United European Gastroenterology" (UEG) ausgezeichnet worden ist. Mit Hilfe des Preisgeldes in Höhe von 100 000 Euro sollen umfangreiche Diagnoseprotokolle und Fragebögen zur genauen Charakterisierung der Beschwerden in vier europäischen Ländern eingeführt und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Ziel ist es, die Erfassung von Studienteilnehmern zu standardisieren und damit die Voraussetzung für länderübergreifende Studien zu schaffen. Darüber hinaus sollen die Fragebögen in der klinischen Praxis unmittelbar dazu beitragen, die Symptome der einzelnen Patienten genauer zu erfassen, so die Diagnose zu erleichtern und die Therapie zu verbessern.

Standardisierte Diagnoseprotokolle für vergleichbare Patientendaten

Im Jahr 2012 wurde das fachübergreifende Netzwerk GENIEUR (Genes in Irritable Bowel Syndrom Europe) ins Leben gerufen, der erste groß angelegte Ansatz zur interdisziplinären Erforschung des Reizdarmsyndroms. In GENIEUR haben Wissenschaftler aus 21 europäischen Ländern zunächst gemeinsam ein einheitliches Protokoll zur Charakterisierung der Patienten etabliert, um nun Patientenproben und -daten für systematische Studien zu sammeln.

Langfristiges Ziel ist es nicht nur, charakteristische Veränderungen im Erbgut der Betroffenen mit verschiedenen Krankheitsvarianten zu finden, sondern auch einheitliche Diagnosekriterien für die Un­tergruppen zu definieren, damit Patienten schneller von einer geeigneten Therapie profitieren – oder ihnen umgekehrt unpassende Behandlungen erspart bleiben.

Die im Zuge von GENIEUR zusammengestellten und evaluierten Diagnoseprotokolle und Fragebögen werden nun im Rahmen des geförderten Projekts in Ländern etabliert, in denen es bisher keine (genetische) Forschung zum Reizdarmsyndrom gab. Als Projektpartner konnten die gastroenterologischen Fachgesellschaften von Norwegen, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Malta gewonnen werden.

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg

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