© BLE/Foto: Dominic Menzler
© BLE/Foto: Dominic Menzler

„Eine grüne Reform ohne grün"

  • 20.06.2014
  • News
  • Redaktion

Die Politik feierte sie wie eine grüne Revolution. In der Wissenschaft herrschte ihr gegenüber jedoch große Skepsis, die sich jetzt zu bewahrheiten scheint: Die EU-Agrarreform vom vergangenen Jahr sollte die Landwirtschaft in der EU umweltverträglicher machen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wie Biodiversitätsforscher nun in einer Studie im renommierten Wissenschaftsmagazin Science nahelegen.

„Statt den Zustand der biologischen Vielfalt zu verbessern, wird die Reform ihn sogar noch verschlechtern“, so Klaus HENLE vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, einer der Hauptautoren, im Interview.

Grüner und gerechter wollte der bisherige EU-Agrarkommissar Dacian CIOLOS das System machen. Dazu wollte er die Beihilfen der kommenden sechs Jahre von rund 360 Milliarden Euro, einem Drittel des EU-Haushaltes, nicht länger mit der Gießkanne an Europas Landwirte verteilen. Sondern gezielt diejenigen fördern, die etwas für Umwelt und Natur leisten, und Zahlungen an Umweltauflagen koppeln. Doch dann wurde die ursprünglich ambitionierte, grüne Reform weitestgehend ausgebremst. „Die anfänglich durchaus guten Ziele der Reform wurden am Ende so stark verwässert, dass das letztlich Vereinbarte kaum über die Ausgangssituation hinausgeht. Wir kommen dabei zu dem Ergebnis, dass sich kaum Beiträge für die Biodiversität ergeben.“ Laut HENLE hat die Reform sogar negative Folgen für die Umwelt. „In allen durch die EU regulierten Bereichen der Landwirtschaft gibt es keine Weiterentwicklung hin zu höheren ökologischen Standards – von Fruchtfolgen, über Vorrangflächen bis hin zur generellen Knüpfung von Subventionen an Umweltaspekte. Stattdessen Stillstand oder sogar Rückschritt“, so der Professor für Naturschutzforschung.

Unsere Steuergelder würden weiterhin hauptsächlich genutzt, um ein System zu stützen, das ausschließlich auf Masse ausgerichtet sei und nicht auf eine umweltverträglichere Nahrungsmittelproduktion, beklagt er. HENLE fordert, die dadurch entstehenden Schadkosten an die Verursacher weiterzugeben – also die Landwirtschaftsbetriebe selbst. Dann würde sich ganz automatisch zeigen, welche Form der Nahrungsmittelproduktion gewinnträchtiger sei und welche nicht. Quelle: idw Pressemeldung vom 10.06.2014; Netzwerkforum zur Biodiversitätsforschung in Deutschland, Experteninterview vom 05.06.2014 (20.06.14)

Lesen Sie hier das vollständige Interview, mehr Informationen erhalten Sie hier.

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