© Eraxion / iStock / Thinkstock
Grampositives, stäbchenförmiges Bakterium: Bacillus cereus in Lebensmitteln führt zu Übelkeit und Erbrechen. © Eraxion / iStock / Thinkstock

Lebensmittelsicherheit: Forscher entwickeln Schnelltest für Bakterientoxin

  • 20.12.2016
  • News
  • Redaktion

Ein Team von Wissenschaftlern unter anderem von der Technischen Universität München (TUM) ist mit dem Otto-von-Guericke-Preis der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF) ausgezeichnet worden. Grundlage dafür war die Entwicklung eines Schnellnachweises und eines Echtzeit-Monitorings für das Toxin Cereulid in Lebensmitteln.

Die Preisträger mit Scheck. © Daniela Kinkel / FEI
Freuen sich sehr über den Gewinn des OvG-Preises 2016: Prof. Dr. Thomas Hofmann (TUM), Prof. Dr. Monika Ehling-Schulz (Vetmeduni Vienna) und Prof. Dr. Siegfried Scherer (TUM). © Daniela Kinkel / FEI

Das Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), das vom Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) koordiniert wurde, lässt nun zu, dass eine präzise, quantitative Bestimmung von Cereulid in Lebensmitteln nach lediglich 45 Minuten möglich ist. Der unpräzisere Cereulid-Nachweis mit den herkömmlichen mikrobiologischen Untersuchungen war bislang erst nach etwa 60 Stunden verfügbar. Die Wissenschaftler können mit dem neuen Verfahren die Toxinbildung im Lebensmittel in Echtzeit beobachten.

Das Toxin Cereulid ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Bei einer Vergiftung reichen die Symptome von akutem Erbrechen bis zu schwerwiegenden Erkrankungen, die in seltenen Fällen sogar tödlich verlaufen können. Cereulid wird durch das weltweit verbreitete Bodenbakterium Bacillus cereus gebildet, das von Natur aus damit auch in vielen Lebensmitteln vorhanden ist. Selbst bei sehr hohen Hygienestandards ist es oft unmöglich, eine Kontamination mit Bacillus cereus komplett zu vermeiden.

Vorbeugender Verbraucherschutz

Die Anzahl von Cereulid-Lebensmittelvergiftungen nimmt seit einigen Jahren zu. Im Rahmen des Projektes wurde eine Toolbox entwickelt, die in der Praxis unkompliziert und kostengünstig einsetzbar sein soll. Im Ernstfall ermöglicht sie ein schnelles Eingreifen, um die Ansteckung weiterer Verbraucher möglichst zu verhindern. Die entwickelte Analytik ist inzwischen Basis für einen weltweit angewandten ISO-Standard zur Cereulid-Quantifizierung in Lebensmitteln.

Die Screening-Methode erlaubt eine schnelle Eingruppierung von B.-cereus-Stämmen in Hoch-, Mittel- und Niedrigtoxinproduzenten, was die Risikoabschätzung und das Gefährdungspotential von kontaminierten Lebens- und Futtermitteln für die Hersteller beschleunigt. In der Lebensmittelindustrie können so Produktionsstopps, Entsorgungsmaßnahmen oder Rückrufaktionen reduziert werden.

Die Forscher konnten während ihrer Arbeit darüber hinaus sieben weitere, bisher unbekannte, Toxinvarianten identifizieren, die teilweise eine noch höhere Toxizität aufweisen. 

Weitere Informationen: AiF


Video: Entwicklung einer routinetauglichen Quantifizierungsmethode von Cereulid
Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter