Fisch statt Fleisch – Rheuma durch gezielte Ernährung lindern

  • 21.09.2009
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  • Redaktion

Seit langem vermuten Fachleute, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung von Gelenkrheuma hat. Doch Zusammenhänge ließen sich erst in den letzten Jahren herstellen: Einige Nahrungsfette fördern im Körper die Bildung bestimmter hormonähnlicher Stoffe, so genannter Eikosanoide. Diese sind an der rheumatischen Entzündungsreaktion beteiligt, erläutert Professor Dr. med. Olaf ADAM von der Ludwig Maximilian Universität München in der Fachzeitschrift DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift.

Entzündungsfördernde Eikosanoide entstehen aus Arachidonsäure. Diese Fettsäure kommt ausschließlich in tierischer Nahrung vor. Insbesondere in fettem Fleisch, Eigelb, Schmalz und Leber. Fetter Meeresfisch dagegen ist reich an Fettsäuren, die einer Entzündung entgegenwirken. Rheumapatienten sollten deshalb nicht mehr als zwei Fleischmahlzeiten und zwei Eigelb pro Woche verzehren, so der Leiter der Ernährungsmedizinischen Abteilung an der LMU. Stattdessen gehöre zwei Mal pro Woche Fisch auf den Tisch – möglichst Meeresfisch wie Hering oder Makrele.

„Wem das auf Dauer nicht schmeckt, der hat die Möglichkeit auf Fischölkapseln auszuweichen”, sagt ADAM, der auch dem Arbeitskreis Ernährungsmedizin der DGRh angehört. Diese enthielten unterschiedliche Mengen an Fischölfettsäuren und müssten deshalb genau dosiert werden. Grundsätzlich sollten Patienten sich ausgewogen und vitaminreich ernähren. Da Menschen mit Rheuma von Knochenschwund bedroht sind und auf ihre Knochengesundheit achten sollten, rät Adam auch zu täglich einem halben Liter fettreduzierter Milch oder Milchprodukten, um die Zufuhr von Kalzium zu sichern. Auch Vitamin D – im Körper gebildet durch Sonnenlicht – beeinflusst den Kalziumstoffwechsel positiv.

Einige Patienten berichten zudem, dass bestimmte Nahrungsmittel einen Krankheitsschub auslösen – ähnlich wie bei einer Allergie. ADAM schätzt den Anteil auf ein bis zehn Prozent der Betroffenen. Ohne eine ernährungstherapeutische Beratung kann es jedoch schwierig sein, die Auslöser zu ermitteln. Um Mangelerkrankungen zu vermeiden, rät der Experte Rheumapatienten davon ab, die Ernährung auf eigene Faust komplett umzustellen. Ein dauerhafter Erfolg sei nur zu erwarten, wenn Ärzte, Ernährungsberater und Ergotherapeuten zusammenarbeiten.

Eine umgestellte Ernährung kommt Patienten auch an anderer Stelle zu Gute: Entzündungsreaktionen in den Gefäßwänden gelten heute als Auslöser der Arteriosklerose. Tatsächlich erkranken Menschen mit Rheuma häufiger an Herzkreislauferkrankungen als andere. Ihre Lebenserwartung ist um zehn Jahre vermindert, sagt ADAM. Auch wegen der möglichen günstigen Einflüsse auf Herz und Kreislauferkrankungen dürfe Rheumapatienten eine Ernährungstherapie nicht vorenthalten werden. Über den Langzeiteffekt entzündungshemmender Kost spricht Professor ADAM im Rahmen des 37. Kongresses der DGRh in Köln. Literatur: Adam O (2009) Ernährungstherapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Dtsch Med Wochenschr 134: 1759–1763, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (21.09.09)

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