Mit dem Fotohandy nehmen die Studienteilnehmer auf, was sie zu sich nehmen © Studie Nutris-Phone
Mit dem Fotohandy nehmen die Studienteilnehmer auf, was sie zu sich nehmen © Studie Nutris-Phone

Mukoviszidose: Ernährungsdokumentation mit Smartphone-Fotos

  • 21.10.2014
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  • Redaktion

 Die angeborene Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose lässt sich durch eine ausgewogene, kalorienreiche Ernährung positiv beeinflussen. Neben zahlreichen Therapien müssen Betroffene deshalb in regelmäßigen Abständen schriftliche Ernährungsprotokolle führen. Am Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie wird in der Studie „Nutris-Phone“ (Nutritional Tracking Information Smartphone) eine neue Methode der Ernährungsdokumentation getestet: Studienteilnehmer sollen mit dem Smartphone fotografieren, was sie zu sich nehmen. Anschließend werden die Lebensmittel auf den eingeschickten Bildern identifiziert und ihre Nährstoffe analysiert. Ein Testlauf mit gesunden Probanden war erfolgreich. Nun sollen junge Patienten mit Mukoviszidose die Methode anwenden.

Über Aushänge und Rundmails an der Universität Ulm konnten 75 junge Menschen (Durchschnittsalter 23 Jahre; 65 Prozent weiblich) rekrutiert werden. An zwei Werktagen und an einem Wochenendtag dokumentierten sie ihre Ernährungsgewohnheiten mit dem Smartphone. Im Studienverlauf schickten sie mehr als 2000 Bilder an das Team um die Ernährungswissenschaftlerin Nicole SCHEUING. „Mit einem Food Atlas des Max Rubner-Instituts, den wir individuell erweitert haben, konnten wir die abgebildeten Lebensmittel identifizieren und Portionsgrößen einschätzen. Dank einer Ernährungssoftware haben wir dann bestimmt, wie viele Kalorien, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Vitamine, wie viel Eiweiß und Fett eine Person am Tag zu sich genommen hat“, erklärt die Studienleiterin.

Bei den fotografierten Lebensmitteln habe die Erkennungsrate bei 90 Prozent gelegen – im Zweifel musste per E-Mail bei den Studienteilnehmern nachgefragt werden bis alle Lebensmittel erkannt waren. Fotos von Fast Food oder Alkohol lassen darauf schließen, dass nicht nur besonders ernährungsbewusste Personen an der Studie teilgenommen haben.

Um zu bestimmen, wie genau die Methode ist und wie sie bei den Nutzern ankommt, fertigten 69 der 75 Versuchspersonen an einem Tag zusätzlich ein Wiegeprotokoll an. Dabei mussten alle Bestandteile einer Mahlzeit einzeln mit einer digitalen Küchenwaage abgewogen und das Gewicht der Lebensmittel aufgeschrieben werden. In der anschließenden Befragung gaben 86 Prozent der Studienteilnehmer an, die Fotohandy-Methode dem Wiegeprotokoll vorzuziehen („trifft voll zu“/„trifft eher zu“). Außerdem ist davon auszugehen, dass die Bilddokumentation Ernährungsgewohnheiten realistischer abbildet und über einen längeren Zeitraum toleriert wird. Kinder und Jugendliche, die ja oft technikaffin sind, sind so weniger auf die Hilfe Erwachsener angewiesen.

Die Anwendbarkeit von Nutris-Phone soll nun an Mukoviszidose-Patienten überprüft werden. Hierzu suchen die Ulmer Wissenschaftler jugendliche Patienten/-innen (Mindestalter 11 Jahre) und junge Erwachsene mit Mukoviszidose, die an einer weiteren Studie teilnehmen möchten. Auch Patienten mit Diabetes mellitus und Adipositas soll die Fotodokumentation testen. Wie bei dem Testlauf mit gesunden Personen ist der Datenschutz gewährleistet: Sobald die Lebensmittel identifiziert sind, werden alle personenbezogenen Daten, die mit den Bilddateien verknüpft sind, gelöscht.

Anmeldung und weitere Informationen:
Nicole Scheuing
Tel.: 0731/5025353
E-Mail: nutrisphone@uni-ulm.de

Quelle: Universität Ulm, Pressemeldung vom 16.10.2014

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