Bei der Früherkennungsuntersuchung werden diabetesspezifische Antikörper bestimmt. © robertprzybysz/iStock/Getty Images Plus

Fr1da“-Studie in Bayern: Früherkennungs-Screening des Diabetes Typ 1 bei Kindern

  • 21.10.2019
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  • Redaktion

Unter dem Namen „Fr1da – Typ-1-Diabetes: Früh erkennen – Früh gut behandeln“ führt das Helmholtz Zentrum München seit 2015 Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern zum Diabetes mellitus Typ 1 durch.

„Typ-1-Diabetes betrifft jedes Jahr mehr Kinder und in den meisten Fällen werden die Familien von der Diagnose eiskalt überrascht. Besonders gravierend sind jene Fälle, die mit einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil die ersten Symptome unerkannt geblieben sind. Die Früherkennungsstudie ermöglicht die rechtzeitige Sensibilisierung und Schulung der Eltern und kann dadurch dazu beitragen, diesen teils lebensbedrohlichen Zustand zu vermeiden“, so Prof. Dr. Matthias Tschöp, CEO des Helmholtz Zentrums München zu Fr1da.

Das Screening wird kostenlos bayernweit bei teilnehmenden Kinderärzten angeboten; etwa die Hälfte aller bayrischen Kinderärzte unterstützen es. Aktuell wurde das 100 000. Kind untersucht, dazu reicht eine einfache kleine Blutabnahme am Finger. Nachdem bisher nur Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren teilnehmen konnten, werden ab sofort unter dem Studiennahmen „Fr1da-plus“ auch Kinder zwischen 9 und 10 Jahren aufgenommen. Kinder, bei denen in der „Fr1da“-Studie ein Frühstadium des Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde, erhalten einen individuellen Vorsorgeplan. Die betroffenen Familien werden persönlich informiert, geschult und beraten. Die Chance, von der Präventionsstudie „Fr1da-Insulin-Intervention“ zu profitieren, ergriffen bisher 158 Familien. In dieser Studie wird versucht, durch die orale Einnahme von Insulin das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder ganz zu stoppen.

Die Typ-1-Diabetes-Früherkennung hilft die Erkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen und somit gut zu behandeln. Lebensbedrohliche Überzuckerungen werden vermieden. Die Familien können frühzeitig geschult und bestmöglich betreut werden. Zudem ist die Teilnahme an innovativen Präventionsstudien möglich. 

Hintergrund:

Fr1da-Studie 
Die „Fr1da-Studie: Typ-1-Diabetes: Früh erkennen - Früh gut behandeln“ ist die weltweit erste bevölkerungsweite Früherkennungsuntersuchung für Typ-1-Diabetes. Sind mehrere körpereigene diabetesspezifische Antikörper vorhanden, liegt ein Typ-1-Diabetes im Frühstadium vor. Unterstützt wird die Fr1da-Studie mit Fördermitteln von der JDRF, der LifeScience-Stiftung, dem Bayerischen Gesundheitsministerium, der Deutschen Diabetes Hilfe, der B. Braun Stiftung, den BKK Betriebskrankenkassen und der Deutschen Diabetes-Stiftung.

Fr1da-Insulin-Interventions-Studie 
In der „Fr1da-Insulin-Interventions“-Studie wird versucht, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen in einem frühen Stadium von Typ-1-Diabetes verlangsamt oder ganz gestoppt wird. Das soll durch die tägliche Gabe von Insulinpulver zusammen mit einer Mahlzeit gelingen. Denn das körpereigene Insulin ist oftmals das erste Ziel der Immunreaktion, die zu Typ-1-Diabetes führt. Über die Schleimhäute des Mundes und des Verdauungstraktes aufgenommen, soll das Insulinpulver dem Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem körpereigenen Insulin antrainieren und dadurch die krankmachende Immunreaktion aufhalten und bestenfalls beenden. Es dient nicht zur Senkung des Blutzuckers. Aktuell nehmen 158 Kinder an der „Fr1da-Insulin-Intervention“ teil.

Weitere Informationen unter: www.typ1diabetes-frueherkennung.de

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Quelle: Helmholtz Zentrum München, Pressemeldung vom 15.10.2019

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