Duftstoffe aus Orangensaft und Reis können menschliche Pheromonrezeptoren aktivieren

  • 22.02.2008
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  • Redaktion

Aromastoffe aus Orangensaft und Reis, die auch im menschlichen Schweiß zu finden sind, können Pheromonrezeptoren des Typ-1 (VN1-Rezeptoren) aktivieren. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Dietmar Krautwurst vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Die Wissenschaftler entwickelten ein spezielles Zellkultursystem, mit dem sie die fünf menschlichen VN1-Rezeptoren erstmalig funktionell charakterisierten. Dabei gelang es ihnen, 19 Duftstoffe zu identifizieren, die an die Rezeptoren binden und sie so aktivieren. Es handelte sich zumeist um kurzkettige aliphatische Alkohole und Aldehyde. Einige dieser Substanzen kommen im Achselschweiß vor und könnten somit eine Rolle für die zwischenmenschliche Kommunikation spielen. Da diese Substanzen aber auch maßgeblich das Aroma von Orangensaft oder gekochtem Reis bestimmen, sind sie gleichzeitig als Schlüsselaromastoffe von Lebensmitteln zu betrachten.

Pheromone sind Substanzen, die von Individuen einer Spezies abgegeben werden und für die biochemische Kommunikation innerhalb dieser Spezies wichtig sind. Zu ihnen zählen beispielsweise Sexuallockstoffe oder auch Alarmbotenstoffe, die oft schon im pikomolaren Bereich wirksam sein können, d. h. bereits wenige Moleküle dieser Substanzen können eine psychologische oder physiologische Reaktion wie eine veränderte Stimmungslage oder einen beschleunigten Herzschlag auslösen. Auch beim Menschen lassen sich Effekte beobachten, die auf Pheromone zurückgeführt werden könnten. So synchronisiert sich z. B. bei Frauen, die in engen Wohngemeinschaften leben, der weibliche Zyklus. Es wird vermutet, dass hierfür eine bislang unbekannte Pheromon-Komponente im Achselschweiß verantwortlich ist.

Während Mäuse mehr als 180 verschiedene Gene für Pheromonrezeptoren des Typ-1 besitzen, verfügt der Mensch nur noch über fünf solcher Gene. Ob diese Gene die Baupläne für funktionstüchtige Rezeptorproteine enthalten und wenn ja, welche Duftstoffe diese Rezeptoren aktivieren, war bislang unbekannt und Gegenstand vieler Diskussionen. Nach den Ergebnissen der Forscher sind alle fünf menschlichen Typ-1-Pheromonrezeptoren prinzipiell funktionsfähig. Inwieweit sie eine Rolle für die biochemische, zwischenmenschliche Kommunikation spielen, kann aber nur ein Blick auf das Gehirn klären. Denn das Gehirn entscheidet letztendlich darüber, wie ein Geruch auf uns wirkt.
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (22.02.08)

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