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DIfE: Finanzielle Interessenkonflikte können Studien zu zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken beeinflussen

  • 24.01.2014
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  • Redaktion

Eine gemeinsame Literaturanalyse [1] der Universität Navarra in Spanien und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt erstmals: Systematische Übersichtsarbeiten, bei denen ein finanzieller Interessenkonflikt aufgrund industrieller Förderung angegeben war, kommen fünfmal häufiger zu dem Ergebnis, dass kein Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke und einer Gewichtszunahme besteht, als Studien, bei denen kein Interessenkonflikt vorlag.

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Studien, die den Einfluss von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken auf die Körpergewichtszunahme untersucht haben. Da die Studienergebnisse unterschiedlich ausfielen, gaben sie Anlass für Diskussionen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Öffentlichkeit. Um zu klären, ob finanzielle Interessenkonflikte mit der Lebensmittelindustrie die Studienergebnisse beeinflusst haben könnten, führte das spanisch-deutsche Wissenschaftlerteam eine umfangreiche Literaturanalyse durch. So erfassten die Forscher zunächst alle in der PubMed-, Cochrane- und Scopus-Literaturdatenbank aufgeführten systematischen Übersichtsarbeiten, die seit Gründung der Datenbanken bis zum 31. August 2013 zum Thema „Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Getränke und Übergewicht“ erschienen waren.

In 6 der 17 identifizierten Artikel gaben Autoren finanzielle Interessenkonflikte an. Nachdem die Forscher aus den Manuskripten alle Hinweise auf die Finanzierung oder auf angezeigte finanzielle Interessenkonflikte entfernt hatten, werteten zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander die Studien hinsichtlich ihrer Ergebnisse aus. 83,3 % der systematischen Übersichtsarbeiten, die in den Manuskripten ohne Interessenkonflikt beschrieben waren, kamen zu dem Schluss, dass ein hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken direkt mit einer Gewichtszunahme oder Übergewicht verbunden ist. Dagegen kamen ebenfalls 83,3 % der Arbeiten, bei denen Interessenkonflikte angegeben waren, zu dem entgegengesetzten Ergebnis, dass die vorliegenden Daten keinen Zusammenhang belegen.

„Obwohl unsere Untersuchung nicht darauf ausgerichtet war, zu klären, welche Interpretation der verfügbaren Daten richtig ist, stimmen die Ergebnisse uns doch bedenklich, da sie annehmen lassen, dass finanzielle Interessenkonflikte die Schlussfolgerungen einer Übersichtsarbeit beeinflussen können", sagt Matthias SCHULZE, Co-Autor und Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. So sei auffällig, dass industriell geförderte Studien oft über einen fehlenden Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken und Übergewicht berichteten, obwohl dies im Widerspruch zu den Ergebnissen der Originalarbeiten stehe, erklären die Autoren weiter. Die neuen Befunde machen somit darauf aufmerksam, dass wissenschaftliche Aussagen, die auf industriell geförderte Studien zurückgehen, möglicherweise Ungenauigkeiten beinhalten.

Literatur:
1. Bes-Rastrollo M, Schulze MB, Ruiz-Canela M, Martinez-Gonzalez MA (2013) Financial conflicts of interest and reporting bias for the association between sugar-sweetened beverages and weight gain: a systematic review of systematic reviews.
PLOS MEDICINE: 31st Dec. 2013.
URL: www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1001578
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Pressemeldung vom 02.01.2014 (24.01.14)

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