Wissenschaftler mahnen zurückhaltenden Einsatz von Tierarzneimitteln an

  • 24.11.2003
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  • Redaktion

Die Entwicklung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen bei Mikroorganismen und der Einfluss des Einsatzes antibiotisch wirksamer Substanzen in der Tierhaltung standen im Mittelpunkt eines internationalen Symposiums, zu dem das Bundesinstitut für Risikobewertung am 10. und 11. November 2003 nach Berlin geladen hatte.

Das Institut wertet das ab 2006 in der Europäischen Union geltende Verbot des Einsatzes antibiotisch wirksamer Wachstumsförderer als Erfolg der Bemühungen und ersten Schritt bei der Bekämpfung von Resistenzen. Insbesondere bei der Behandlung ganzer Herden, in denen nur einzelne Tiere erkrankt sind, sahen die Wissenschaftler verbesserte Haltungsbedingungen, konsequente Hygiene und den verstärkten Einsatz von Impfstoffen als Alternative zur Anwendung von Antibiotika.

Die Ergebnisse des Symposiums wird das BfR in die Bewertung des Risikos, das aus dem Einsatz von Antibiotika bei Lebensmittel liefernden Tieren resultiert, einfließen lassen. Die Risikobewertungen bilden die Grundlage für Handlungsempfehlungen, die das BfR dem Management zur Risikominimierung unterbreiten wird.

Zwar konnte der Einfluss, den der Einsatz von Antibiotika bei Lebensmittel liefernden Tieren in Deutschland auf die Resistenzentwicklung hat, auch bei der jüngsten Veranstaltung im BfR nicht beziffert werden. Daran, dass Resistenzen über tierische Lebensmittel und Produkte auf den Menschen übertragen werden können, bestand aber kein Zweifel. Auf den Anstieg von Resistenzen gegenüber Antibiotika, die beim Tier und beim Menschen eingesetzt werden, hat das BfR wiederholt hingewiesen. Darin hatte das Bundesinstitut ausdrücklich vor der Zunahme der Unempfindlichkeit von Mikroorganismen gegenüber der Antibiotika-Substanzklasse der (Fluor)Chinolone gewarnt.

Im Sinne der Vorsorge sprachen sich die Teilnehmer der Veranstaltung dafür aus, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die geeignet sind, das Risiko der Resistenzentwicklung zu minimieren. Die Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika, in der Tierhaltung und in der Humanmedizin, steht dabei im Vordergrund. Die Teilnehmer an der Veranstaltung wiesen ausdrücklich darauf hin, dass die Therapie von dieser Empfehlung ausgenommen ist: Wie jeder Mensch hat jedes kranke Tier einen Anspruch auf Behandlung. Die Kritik der Wissenschaftler richtete sich vielmehr gegen die so genannte "metaphylaktische" Anwendung von Antibiotika, bei der ein ganzer Bestand "behandelt" wird, nachdem einzelne Tiere erkrankt sind. Weil die Dosierung bei dieser Behandlungsform stark variiert und einzelne Tiere suboptimale Antibiotikamengen erhalten, können sich Resistenzen bevorzugt ausbilden. Dass in diesem Bereich große Einsparpotenziale vorhanden sind, haben die Skandinavier bewiesen: Sie konnten den Antibiotikaeinsatz in der Schweinemast deutlich reduzieren und einen Rückgang der Resistenzen belegen, ohne dass die Zahl der erkrankten Tiere in der Folge angestiegen wäre.

Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage des BfR unter dem Menupunkt Lebensmittel/Lebensmittelsicherheit/Mikrobielle Risiken bzw. über den Suchbegriff "Resistenz". 24.11.03

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