Älterem Mann wird der Bauch vermessen. © moodboard / moodboard / Thinkstock
Zusammenhänge zwischen Adipositas und Hirnstruktur waren bislang nicht direkt auf ältere Menschen übertragbar. © moodboard / moodboard / Thinkstock

Gehirnalterung: Leipziger Forscher widersprechen „Adipositas-Paradoxon"

  • 25.05.2017
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  • Redaktion

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben direkte Hinweise gefunden, dass starkes Übergewicht die Vernetzung zwischen bestimmten Hirnregionen verringert. Dies ist zugleich ein frühes Signal für ein höheres Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken.

Starkes Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko, an Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz oder Arteriosklerose zu erkranken, sondern gefährdet auch das Gehirn und seine geistigen Fähigkeiten. Der Hintergrund: Bei Adipösen höheren Alters ist das sogenannte Default Mode Network (DMN) schwächer vernetzt, weshalb Prozesse wie Erinnern und Planen schlechter funktionieren könnten.

Die Wissenschaftler hätten beobachtet, dass bei stark Übergewichtigen innerhalb eines bestimmten Netzwerks einige Regionen schwächer miteinander verbunden seien. Dadurch könnten im DMN die einzelnen Regionen schlechter zusammenarbeiten, erklärt Veronica Witte, Leiterin der zugrundeliegenden Studie.

Das DMN wird zum einen aktiv, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren inneren Zustand richten, unseren Gedanken freien Lauf lassen oder uns erinnern. Zum anderen scheint es aber auch jene Aufgaben zu unterstützen, die unmittelbar einer Handlung vorangehen oder sie begleiten, etwa wenn wir etwas gezielt planen, koordinieren, Hindernisse einplanen und unsere Impulse kontrollieren. Ein weniger vernetztes DMN ist auch ein frühes Signal für ein höheres Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Anzeichen, die sonst erst im hohen Alter oder bei drohender Demenz zu sehen sind, zeigen sich damit bei stark Übergewichtigen bereits früher im Laufe ihres Lebens.

Zusammenhänge waren nicht direkt auf ältere Menschen übertragbar

Bisher war nicht klar, ob möglicherweise sogar das Gegenteil der Fall sein könnte, aber im vorliegenden Fall zeigte sich das als Adipositas-Paradoxon bezeichnete Phänomen nicht. „Adipositas scheint das Gehirn schneller altern zu lassen und damit das Risiko einer Alzheimer-Demenz zu erhöhen“, sagt so die Neurowissenschaftlerin. Unter „Adipositas-Paradoxon" wird verstanden, dass adipöse Patienten offenbar bei einigen Erkrankungen bessere Überlebenschancen haben als normalgewichtige Menschen.

Bisherige Studien zum Zusammenhang zwischen Adipositas und Hirnstruktur wurden vor allem an jüngeren Personen und mit geringer Teilnehmerzahl durchgeführt, so dass es teilweise zu widersprüchlichen Ergebnissen kam. Die gefunden Zusammenhänge waren nicht direkt auf ältere Menschen übertragbar.

In dieser in Kooperation mit dem Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten (LIFE) durchgeführten Studie waren hingegen über 700 gesunde 60- bis 80-jährige Studienteilnehmer ohne Vorbelastungen (z. B. Schlaganfall) untersucht worden. Die Ergebnisse bezogen zusätzlich weitere Risikofaktoren wie Rauchen, Depression und Bluthochdruck mit ein.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft

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