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Depressionen: Welche Rolle spielt die Ernährung?

  • 26.06.2015
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Mediziner der Universität Leipzig wollen untersuchen, wie sich Ess- und Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht auf die Psyche auswirken. Mit ihrer Forschung beteiligen sie sich am europäischen Forschungsprojekt „MooDFOOD". Ziel ist es, wirksame Ernährungsstrategien zu entwickeln, um einer Depression vorzubeugen.

© MooDFOOD
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Das Leipziger Studienzentrum unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Hegerl und Prof. Dr. Hubertus Himmerich von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums ist eines der vier europäischen Zentren, an denen klinische Studien für das Projekt „MooDFOOD" durchgeführt werden. Sie sollen die mögliche präventive Wirkung einer einjährigen Ernährungsintervention auf das psychische Wohlbefinden und mögliche depressive Symptome der Teilnehmer untersuchen. Dabei werden die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln sowie die Beratung über eine gesunde Lebensweise genauer betrachtet.

Jedes Jahr sind rund 20 Millionen Menschen in Europa von einer Depression betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass die Depression bis zum Jahr 2020 weltweit die zweithäufigste Volkskrankheit sein wird. Vor dem Hintergrund der immer noch sehr großen Behandlungsdefizite und langen Wartezeiten bis zum Behandlungstermin werde die Suche nach wirksamen Selbstmanagementansätzen immer wichtiger, so Ulrich Hegerl. „Die Frage, ob wir über unser Essen depressive Episoden zum Abklingen und das Auftreten neuer verhindern können, ist äußerst spannend."

Wissenschaftliche Belege fehlen

Dabei erforschen die Wissenschaftler auch, warum Menschen mit Übergewicht ein erhöhtes Risiko tragen, an einer Depression zu erkranken, und wie es effektiv reduziert werden kann. „Über die Zusammenhänge zwischen Nahrung und Depression wird viel geschrieben, obwohl es wenig gesichertes Wissen gibt“, sagt Hubertus Himmerich. Das MooDFOOD-Projekt werde Daten liefern, die in dieser Hinsicht endlich wissenschaftlich fundierte Aussagen zulassen.

So gibt es eine Reihe von Hinweisen, dass insbesondere eine mediterrane Kost mit viel Fisch, Gemüse und reich an Omega-3-Fettsäuren das Depressionsrisiko um 30 Prozent senken kann, ergänzt Dr. Elisabeth Kohls, die die Studie in Leipzig koordiniert. „Einige Studien weisen darauf hin, dass es einen komplexen Zusammenhang zwischen Ernährung, Übergewicht und Depression gibt. Allerdings ist bisher nicht belegt, welche Rolle das Ernährungsverhalten dabei genau spielt."

Teilnehmer gesucht

Ab Juli 2015 werden in Leipzig und Umgebung 250 Erwachsene bis 75 Jahre mit einem BMI zwischen 25 bis 40 gesucht. Sie werden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen eingeteilt, erhalten über die Dauer eines Jahres entweder ein Multivitamin-Mineralstoff-Präparat oder ein Placebo. Manche nehmen zusätzlich an einer professionellen Lebensstilberatung teil. Ein kurzer Online-Fragebogen klärt, ob Interessierte als Teilnehmer in Frage kommen.

Persönliche Kontaktmöglichkeit unter Tel.: 0341-9724681oder moodfood@medizin.uni-leipzig.de



Weitere Informationen:

MooDFOOD-Projekt

Universität Leipzig  

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