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Abnehmen fällt vielen schwer: Britische Forscher plädieren für effektivere Programme. © michele piacquadio / iStock / Thinkstock

Britische Studie: Wer übergewichtig ist, bleibt es meist

  • 28.07.2015
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Langfristig an Gewicht zu verlieren, ist für viele übergewichtige oder adipöse Menschen ein zentrales Ziel. Eine kürzlich veröffentlichte Studie im „American Journal of Public Health" trübt jedoch die Hoffnung auf weniger Pfunde: Wissenschaftler vom King’s College in London haben herausgefunden, dass lediglich eine von 124 übergewichtigen Frauen es schafft, ihr Normalgewicht zu erreichen. Bei den Männern ist das Verhältnis sogar noch ungünstiger.

Die Forscher werteten Daten von knapp 176.000 übergewichtigen britischen Frauen und Männern aus. Dabei beschäftigten sie sich mit der Wahrscheinlichkeit, ob die Probanden ihr Normalgewicht erreichen oder ihr Körpergewicht um fünf Prozent reduzieren können. Für die Untersuchung wurden mindestens drei gemeldete BMI-Werte der Probanden herangezogen. Personen, die sich bereits einem chirurgischen Eingriff zur Reduzierung von Körpergewicht unterzogen haben, wurden von der Studie ausgeschlossen. 

Die jährliche Chance, fünf Prozent Gewichtsverlust zu erreichen, traf auf einen von zwölf Männern zu. Bei den weiblichen Probanden traf dies auf eine von zehn Frauen zu. Für diejenigen, die fünf Prozent Gewichtsverlust erzielen konnten, legten 53 Prozent dieses Gewicht innerhalb von zwei Jahren wieder zu und 78 Prozent wogen innerhalb von fünf Jahren wieder genauso viel wie vorher.

Auch in puncto Normalgewicht fiel das Ergebnis ernüchternd aus: Nur eine von 124 Frauen erreichte im Studienzeitraum ihr Normalgewicht, von den adipösen Teilnehmerinnen (Bodymass-Index über 40) lediglich eine von 677. Die Männer schneiden im Verhältnis noch schlechter ab. Von den Übergewichtigen schaffte nur einer in 210 das Normalgewicht, von den schwer übergewichtigen gerade mal einer in 1290.

Wahrscheinlichkeit auf Normalgewicht gering

„Wird ein Erwachsener einmal übergewichtig, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Person zu einem normalen Gewicht zurückfinden wird", sagt Studienleiterin Alison Fildes. Adipositas-Behandlungen sollten sich laut der Forscherin auf die Verhinderung von Übergewicht und auf weiter zunehmende Patienten konzentrieren. Gleichzeitig sollten sie aber auch denjenigen helfen, die Gewicht verlieren, dieses Gewicht zu halten. 

Fildes plädiert darüber hinaus für neue Ansätze in der Behandlung. Bisherige Gewichts-Management-Programme in Großbritannien würden darauf hindeuten, dass derzeitige Systeme nicht funktionieren und für die überwiegende Mehrheit der übergewichtigen Patienten nicht geeignet sind. Unterstützt wird Fildes in ihrer Meinung von Professor Martin Gulliford, Senior-Autor in der Abteilung für Gesundheits- und Sozialforschung am King's College, London. 

Er sagt: „Aktuelle Abnehmstrategien, die meistens auf Kalorienreduzierung und körperlicher Aktivität basieren, können der Mehrheit der übergewichtigen Patienten nicht helfen, Gewicht zu verlieren und den Gewichtsverlust zu halten." Die größte Chance, um die aktuelle Adipositas-Epidemie einzudämmen, seien Strategien für die öffentliche Gesundheit, die der Bevölkerung helfen, Übergewicht zu verhindern. 



Weitere Informationen:

King's College London

Originalpublikation:
Probability of an Obese Person Attaining Normal Body Weight: Cohort Study Using Electronic Health Records Alison Fildes, PhD, Judith Charlton, MSc, Caroline Rudisill, PhD, Peter Littlejohns, MD, A. Toby Prevost, PhD, and Martin C. Gulliford, FFPH, MA

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