Unzureichende Vitamin-D-Versorgung in Deutschland – Experten sehen Handlungsbedarf

  • 29.04.2009
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  • Redaktion

Kinder aus sozial schwachen Familien, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders betroffen – aber auch die Gesamtbevölkerung leidet generell an einer Vitamin-D-Unterversorgung, die nicht weiter ignoriert werden darf. So das Fazit einer Expertenrunde von Forschungseinrichtungen, die zum ersten Hohenheimer Ernährungsgespräch an der Universität Hohenheim zusammenkam. Ziel der Gespräche ist es, ausgewiesene Fachvertreter zusammen zu führen, um aktuelle Themen der Ernährung in kompetenten, glaubwürdigen und unabhängigen Analysen zu beleuchten. Gastgeber der halbjährlichen Diskussionsrunde ist Prof. Dr. med. Hans K. BIESALSKI, Direktor des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim.

"Nach derzeitigen Erkenntnissen sollte der Vitamin-D-Spiegel höher liegen, als früher gedacht, und gemessen daran sind die Werte in der deutschen Bevölkerung generell zu gering – vor allem im Winter", so Dr. Birte HINTZPETER, Vertreterin des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Besonders betroffen seien ältere Frauen sowie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, bei denen die Spiegel sogar im Sommer zu niedrig seien.

Ursache für die unzureichende Versorgung ist die schlechte Verfügbarkeit des Mikronährstoffes: Unter den Nahrungsmittel bildet vor allem fetter Fisch die einzige nennenswerte Vitamin-D-Quelle. Daneben bildet der Körper Vitamin D größtenteils selbst durch Sonneneinstrahlung in der Haut. Als nördliches Land mit natürlich geringer Sonnenzufuhr sei Deutschland von einer Unterversorgung deshalb besonders betroffen. Dieser verschärfe sich bei Personengruppen mit eingeschränkter Mobilität oder generell schlechter Ernährungsversorgung – was kürzlich erst durch die Nationale Verzehrstudie bestätigt worden sei, so Prof. Dr. Hans K. BIESALSKI.

"Es mehren sich die Hinweise, dass eine defizitäre Vitamin D-Versorgung bei Personen mittleren und höheren Alters mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht", sagte PD Dr. Armin ZITTERMANN vom Herz- und Diabeteszentrum NRW. Außerdem verdichte sich die Datenlage, dass eine inadäquate Vitamin-D-Versorgung in jungen Jahren das Auftreten bestimmter chronischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Typ I-Diabetes begünstigen könne.

Laut Prof. Dr. Jörg SPITZ von der Gesellschaft für Medizinische Information und Prävention in Wiesbaden ist Vitamin D auch für Krebspatienten wichtig, weil es das Tumorwachstum unterdrückt. Ebenso benötige das Immunsystem einen ausreichenden Spiegel von Vitamin-D im Blut. Eine Vitamin-D-Unterversorgung in der vorgeburtlichen Entwicklung führe vermehrt zu Allergien. Andererseits regt Vitamin D in den Zellen die Produktion von körpereigenem Antibiotika an. Letztendlich schütze Vitamin D die Nervenzellen vor Erkrankungen.

Angesichts der diskutierten Auswirkungen sah die Expertenrunde Handlungsbedarf in der Politik und bei den Fachgesellschaften. Notwendig seien Präventionsstrategien, die die Vitamin-D-Versorgung erhöhten, wie auch die derzeitige Zufuhrempfehlung zu überarbeiten. Quelle: DGEM (29.04.09)

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