Weniger Fleisch? Nachhaltiger Konsum ist mehr

  • 29.07.2011
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  • Redaktion

Treibhausgase, die durch die Ernährung entstehen, machen rund ein Fünftel der gesamten Treibhausgasbilanz der Europäischen Union aus, wenn alle Vorleistungen wie Dünger, Importe usw. einbezogen werden.

Unnötiges Wegwerfen von Lebensmitteln vermeiden, eine fleischarme Ernährung, der Griff zu vegetarischem Essen und ein Mehr an biologisch erzeugten Lebensmitteln können bis zu 25 % der klimaschädlichen Gase in der EU bis 2030 einsparen. Zu diesen Ergebnissen kommen die Wissenschaftler des Öko-Instituts bei der Vorstellung der Ergebnisse des Projekts EUPOPP zum nachhaltigen Konsum am 5. Juli 2011 in Brüssel.

Meist konzentrieren sich Untersuchungen im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung auf die Analyse von Hemmnissen für einen nachhaltigen Konsum und auf die Entwicklung geeigneter politischer Instrumente zu deren Überwindung. Wie aber wirken die empfohlenen und beschlossenen politischen Instrumente? Tragen sie wirklich zu nachhaltigeren Konsummustern im Alltag bei? Wie können politische Strategien und Instrumente so verbessert werden, dass sich auch das Konsumverhalten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Alltag nennenswert verändert und welche Wirkungen auf Umwelt und Kosten hätte dies?

Im Forschungsprojekt „EUPOPP – Policies to Promote Sustainable Consumption Patterns“ wurde mit Förderung der Europäischen Kommission nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Zugleich entwickelt wurden Lösungen und Strategien für den Konsum mit Blick auf Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz. Gemeinsam mit sechs europäischen Forschungspartnern analysierten die Wissenschaftler Auswirkungen und Effektivität von politischen Maßnahmen, die den nachhaltigen Konsum privater Verbraucher in den Bereichen „Ernährung“ und „Bauen/Wohnen“ fördern sollen.

Herstellung, Verarbeitung, Verzehr und Entsorgung von Lebensmitteln führen zu hohen Treibhausgasemissionen, dem Verlust von natürlichem Lebensraum und anderen negativen Umwelteffekten. Gezielte politische Maßnahmen können dazu beitragen, diese negativen Auswirkungen zu reduzieren, so das Fazit des EUPOPP-Projekts. Eine Empfehlung: Durch gezielten Einkauf Abfall vermeiden und damit die Umwelt entlasten.

„Heute werden circa 38 Mio. t Lebensmittel aus den europäischen Einkaufsregalen verbannt und weggeworfen, die zwar schon abgelaufen, aber durchaus noch essbar sind“, kritisiert Dr. Bettina BROHMANN, Projektleiterin von EUPOPP am Öko-Institut. „Wir schätzen, dass 10 bis 30 % davon noch sehr gut genießbar wären. Unsere Studie zeigt außerdem, dass mehr als 110 Mio. t Treibhausgase eingespart werden könnten, wenn wir zusätzlich unsere Ernährungsgewohnheiten in moderatem Maße ändern. Das sind mehr als 16 % der Treibhausgasemissionen des Ernährungssektors der EU.“

Politik in der EU, so die Empfehlung des Öko-Instituts, soll die Konsumenten dabei unterstützen, wieder mehr über das Planen des eigenen Einkaufs, aber auch die Lagerung und Konservierung von Lebensmitteln nachzudenken. So verderben Lebensmittel weniger schnell und die Menge des Abfalls sinkt. Aber auch der Einzelhandel und die Hersteller müssen aktiv werden. Eine Verlängerung der Daten zum Ablaufen von bestimmten Lebensmitteln, die heute eher zu kurz ausgezeichnet werden, wäre dafür ein erster wichtiger Schritt.

Darüber hinaus empfiehlt das Öko-Institut weitere Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz. Biologisch erzeugtes Essen in Kantinen und Schulverpflegung und ein „Veggie-Day“ – ein Wochentag mit ausschließlich vegetarischer Essensausgabe – zeigen direkte Klimaschutzwirkungen und wären Vorbild für die Bürger. Sie können EU-weit ca. 29 Mio. t CO2-Äquivalente einsparen. Weitere Maßnahmen liegen in der Anpassung der Mehrwertsteuern auf Produkte mit negativer Wirkung auf die Umwelt sowie in der Aufklärung und Förderung von nachhaltigem Konsum in Schulen.

Das Neue an EUPOPP ist, dass erstmals politikwissenschaftliche mit naturwissenschaftlichen Bewertungsmethoden verzahnt werden, um zu überprüfen, welche politischen Instrumente wirklich dabei helfen können, Konsumenten beim Einkaufen und Verbrauchen zu mehr Nachhaltigkeit zu motivieren. Broschüre zum Abschlussbericht: www.oeko.de/eupopp, Quelle: Öko-Institut e. V., Pressemeldung vom 05.07.2011 (29.07.11)

 

 

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