Am Institut für Versuchstierkunde der Medizinischen Hochschule Hannover werden Tiere für spezielle Mausmodelle gezüchtet. © anyaivanova / iStock / Thinkstock

Darmpathogene Krankheitserreger: Forscher untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota

  • 29.08.2016
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  • Redaktion

Die Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen im Darm und Immunfunktionen sowie genetischer Veranlagung des Menschen stehen im Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms 1656 „Intestinale Mikrobiota“ an der Medizinische Hochschule Hannover. Die beteiligten Forscher erhalten für ihre Untersuchungen am Mausmodell Unterstützung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Arbeitsraum
Ein Raum im MHH-Institut für Versuchstierkunde, in dem Mäuse gehalten werden, die keine oder nur ganz bestimmte Darmbakterien haben. © MHH

Hundert Billionen Bakterien leben im Darm eines Menschen – es handelt sich um ein äußerst komplexes mikrobielles Ökosystem, das die Gesundheit beeinflusst und bei zahlreichen Erkrankungen wie etwa der entzündlichen Darmkrankheit Morbus Crohn eine Rolle spielt. Im Rahmen dieses Programms erhalten die Forscher der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) nun mehr als 1,3 Millionen Euro Unterstützung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Bei der Vielzahl an Darmbakterien sei es schwer zu erkennen, welche Bakterien wie mit dem Darm interagieren. Deswegen bräuchten Forscher keimfreie Mausmodelle, die mit einzelnen Bakterienarten kolonialisiert werden können, so Professor André Bleich, Leiter des MHH-Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums. Bleich und seine Kollegen züchten solche Tiere für die Wissenschaftler des Schwerpunktprogramms, führt aber auch Experimente durch und bietet Kurse zum Umgang mit den Tieren an. Dafür erhält das Team 1,1 Millionen Euro Förderung.

Stuhltransplantationen auf andere Mäuse

233 800 Euro bekommt Professor Dr. Guntram Graßl vom MHH-Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. „Wir untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota mit darmpathogenen Krankheitserregern wie Salmonellen. Denn die Zusammensetzung der Mikrobiota ist entscheidend dafür, ob Salmonellen krank machen. Wenn bestimmte Zucker auf der Oberfläche der Darmschleimhaut fehlen, verändert sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und das führt zu erhöhter Resistenz des Wirts gegenüber Samonellen“, berichtet der Forscher. Die veränderte Mikrobiota und damit die Resistenz gegenüber der Infektion könne man mittels Stuhltransplantation auf andere Mäuse übertragen. Seine Professur wird über das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert.

Ebenfalls weiter am Schwerpunktprogramm 1656 mitarbeiten werden die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Sebastian Suerbaum und Professorin Dr. Christine Josenhans vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene mit 311 000 Euro Fördermitteln. Ihr Projekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Mikrobiota des Darms und dem pathogenen Bakterium Helicobacter hepaticus. Dieser Verwandte des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori löst bei Mäusen entzündliche Darmerkrankungen aus, deren Schwere entscheidend von der Zusammensetzung der Mikrobiota abhängt.

Quelle: MHH

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